Hij is getrouwd met Susanna BAUSCH.
Zij zijn getrouwd op 18 april 1739 te Hernhut, hij was toen 28 jaar oud.
Kind(eren):
Abraham Roentgen (* 30. Januar 1711 Mülheim am Rhein; â 1. März 1793 Herrnhut) war ein deutscher Ebenist und Kabinettmacher (Möbelschreiner) und Gründer der berühmten Roentgen-Möbelmanufaktur in Neuwied.
Inhaltsverzeichnis [Anzeigen]
Leben und Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Aufsatzkommode von Abraham Roentgen, um 1750
Frühe Jahre und Wanderschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Abraham Roentgen erlernte bei seinem Vater, einem aus dem Bergischen Land stammenden „Kistler“ (Truhen- oder Kistenmacher, d. h. Tischler), in Mülheim das Schreinerhandwerk. Im Alter von 20 Jahren begab er sich, wie zu jener Zeit üblich, als Handwerksgeselle auf Wanderschaft und arbeitete für niederländische Möbelschreiner in Den Haag, Rotterdam und Amsterdam, deren Arbeiten stilbildend für das damalige Europa waren. Anschließend reiste Roentgen nach London. Von John Channon, einem der führenden „cabinetmaker“ seiner Zeit, der in der St. Martins Lane eine große Werkstatt hatte, lernte Roentgen Möbel mit gravierten Messingeinlagen und Marketerie zu verzieren.[1] In London machte Abraham Roentgen 1737 die Bekanntschaft von Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf, dem Gründer der Herrnhuter Brüdergemeine, einer protestantischen Freikirche. 1738 trat Roentgen den Herrnhutern bei und reiste nach Deutschland zurück.[2]
In London hatte Roentgen wichtige handwerkliche und betriebswirtschaftliche Kenntnisse erworben und es gelernt, mit der Serienfertigung von Modulen Arbeitsvorgänge effektiv zu gestalten.[3] Das Gelernte erwies sich als ausschlaggebend für seine spätere Möbelproduktion. Roentgens Prunkmöbel, obwohl in der rheinischen Tradition verwurzelt, zeichnen sich durch eingelegte Messinglinien und andere Tauschierungen sowie Elfenbein- und Perlmutteinlagen im englischen Stil aus.[4]
Schloss Marienborn und Herrnhaag[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Aus London zurück, arbeitete er in der Werkstatt der Herrnhuter Gemeine auf Schloss Marienborn bei Eckartshausen (Büdingen), das Zinzendorf von den Grafen zu Isenburg-Büdingen gepachtet hatte, um der Herrnhuter Gemeine die freie Religionsausübung nach dem Büdinger Toleranzedikt zu ermöglichen. Am 18. April 1739 heiratete Abraham Roentgen die sechs Jahre jüngere Herrnhuterin Susanna Maria Bausch. Er zog mit ihr nach Herrnhaag. Ein Jahr nach der Hochzeit bestieg das Paar das Auswandererschiff John & Mary nach Amerika, Roentgen wollte sich in der englischen Kolonie North Carolina als Prediger und Missionar betätigen. Susanna Maria Roentgen musste wegen Schwangerschaftsbeschwerden im niederländischen âs-Hertogenbosch zurückbleiben. Das Schiff kam niemals in Amerika an, sondern geriet vor Irland in Seenot und strandete in Höhe des Bray Head, County Wicklow.[5] Abraham Roentgen wurde gerettet und zog nach ’s-Hertogenbosch zu seiner Frau. Ihr erstes Kind wurde tot geboren.
1742 kehrte das Ehepaar Roentgen nach Herrnhaag zurück und Abraham eröffnete in der Siedlung der Herrnhuter, die sich noch im Aufbau befand, unter sehr einfachen Bedingungen eine eigene Werkstatt. Am 11. August 1743 wurde sein Sohn David Roentgen geboren, der sein Werk nicht nur fortführen, sondern später zu besonderer Kunstfertigkeit erheben sollte.
Von Herrnhaag aus belieferte Abraham Roentgen die umliegenden Adelshäuser mit Möbeln, die nach den Prinzipien der Herrnhuter in höchster Qualität zu einem gerechten Preis gefertigt wurden. Einer der wichtigsten Kunden war Graf Ernst Casimir zu Ysenburg und Büdingen. Roentgen beschickte aber auch die Frankfurter Messe, wo er bald Kunden aus den höchsten Kreisen gewinnen konnte, u. a. erwarb Goethes Vater Johann Caspar einen Tisch und vier Sessel.
Neuwied[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Roentgenhaus in Neuwied, Pfarrstraße
Nach dem Tod des Grafen Ernst Casimir 1749 wies sein Sohn und Nachfolger Graf Gustav Friedrich (* 1715; † 1768) 1750 die Herrenhuter aus dem Isenburger Land. 41 Herrnhuter, darunter die Familie Roentgen, zogen auf Einladung des religiös toleranten Grafen Friedrich Alexander zu Wied-Neuwied in die erst 100 Jahre zuvor gegründete Stadt Neuwied.[6]
Abraham Roentgen bezog im Oktober 1750 eine Werkstatt im neu erbauten bzw. noch im Bau befindlichen Herrnhuter Viertel in der Pfarrstraße (gegenüber dem heutigen Roentgenhaus, das Gebäude ist nicht mehr erhalten). Dort entstanden in den Folgejahren kunstfertige Rokoko-Möbel in technischer Vollendung für die Häuser Schönborn, Walderdorff und Wied sowie den auf dem Ehrenbreitstein zeitweilig residierenden Trierer Kurfürsten. Kostbare Ausstattung, meisterhafte Verarbeitung und raffinierte Mechanismen machten die Möbelstücke aus Neuwied bald zu begehrten und hochbezahlten Luxuswaren. Der Kundenkreis dehnte sich auf Königs- und Fürstenhäuser in ganz Europa aus. 1763/64 baute Abraham Roentgen ein neues, repräsentatives Wohnhaus mit Werkstatt im klassizistischen Stil in der Pfarrstraße. Zu seinen Lehrlingen in jener Zeit zählte der Handschuhsheimer Johann Michael Rummer.
Der Siebenjährige Krieg (1756â1763) ließ den Verkauf von Luxusmöbeln stagnieren und es liefen Schulden auf. Roentgen wandte sich um Unterstützung an die Brüdergemeine, die jedoch eine Bürgschaft ablehnte.[7] Am 18. April 1764 erwarb Roentgen das Bürgerrecht der Stadt Neuwied, unter der Bedingung, nicht dem Zunftzwang zu unterliegen, sondern seine Arbeit eigenständig weiterführen zu können. Ab 1766 kam es zu weiteren Spannungen mit den Vorstehern der Herrnhuter Brüdergemeine, das Zerwürfnis vertiefte sich. Ursache dafür war ein gewisser weltmännischer Lebensstil, den sich die Familie Roentgen durch den Umgang mit ihren prominenten Kunden zugelegt hatte, und der der introvertierten Religionsgemeinschaft suspekt war.
1771 starb Susanna Maria Roentgen. Es folgten weitere wirtschaftliche Schwierigkeiten, da der Verkauf von Roentgen-Möbeln stockte. Die Gründe waren die wirtschaftliche Rezession in Europa nach dem Ende des Siebenjährigen Krieges, aber auch der Stilwandel von Rokoko zum Klassizismus. Roentgen trug sich mit dem Gedanken, den Betrieb zu verkleinern und einen Teil der Aufträge der Schreinerwerkstatt der Brüdergemeine zukommen zu lassen. Auf Drängen seines Sohnes David entschloss er sich aber, stattdessen einen Teil der Lagerbestände bei einer Lotterie in Hamburg zu veräußern, damals eine unter Geschäftsleuten durchaus verbreitete Maßnahme zur Liquiditätserhöhung. Sie verschaffte dem Unternehmen eine vorläufige finanzielle Entlastung. Zudem machte die Lotterie mit ihrer hohen Öffentlichkeitswirkung Roentgens Namen weithin bekannt.[8] Das führte zum endgültigen Bruch mit den zurückhaltend lebenden Herrnhutern. Abraham Roentgen überließ nun die Geschäfte mehr und mehr seinem Sohn David. Damit einher ging ein Stilwandel mit der Abkehr von den schweren, überladenen Rokoko-Möbeln hin zu leichteren, eher klassizistischen Formen in raffinierter Schlichtheit.
1772, im Alter von 61 Jahren, übergab Abraham Roentgen das Unternehmen unwiderruflich an seinen Sohn David, arbeitete jedoch noch eine Zeit lang im Betrieb mit. 1784 zog er in das Chorhaus der Witwer in Herrnhut, wo er am 1. März 1793 starb. [9] Er ist auf dem Herrnhuter Gottesacker (Herrnhut, Berthelsdorfer Allee) begraben.[10]
Roentgen-Möbel in Sammlungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Verwandlungstisch von Abraham Roentgen für Kurfürst Johann Philipp von Walderdorff; um 1760
Aus der Roentgen-Werkstatt stammen mehrere Hundert Möbel, Schatullen, Uhren und Spielautomaten. Wegen des zur Entstehungszeit schon hohen Wertes der Stücke, sind viele davon noch in Schlössern, Museen und Privatsammlungen erhalten, jedoch mittlerweile über die ganze Welt verstreut. Möbel sind u.a. in folgenden Museen zu besichtigen:
Kreismuseum Neuwied, jetzt Roentgenmuseum (Neuwied, Raiffeisenplatz 1a): Die wahrscheinlich umfangreichste Sammlung von Möbeln von Abraham und David Roentgen, u.a. eine Haustür und zwei Rokoko-Kommoden von Abraham Roentgen, die sog. Apollouhr für Katharina II. (Russland), Schreibschränke, Verwandlungs- und Salontische, Schatullen, Uhren und Sitzmöbel
Metropolitan Museum of Art (New York City): Kommode aus dem Besitz von Ludwig XVI., Teeschatulle und Standuhr mit Einlegearbeiten aus der Roentgen-Werkstatt
Museum für angewandte Kunst (Wien): Pultschreibschrank für Prinz Karl Alexander von Lothringen und Kunstschrank mit Uhr von Peter Kinzing
Kunstgewerbemuseum Berlin: Pultschreibschrank für Friedrich Wilhelm II. (Preußen)
Museum Angewandte Kunst (Frankfurt am Main): Schreib- und Verwandlungstische
Eremitage (Sankt Petersburg): Klappschreibtisch (sogenanntes Apollo-Bureau) sowie ein Pultschreibtisch für Katharina II.
Rijksmuseum Amsterdam: Schreibbureau für Johann IX. Philipp von Walderdorff, Kurfürst von Trier
Musée des Arts et Métiers (Paris): Mechanischer Musikautomat (Cembalospielerin) für Marie Antoinette, Mechanik von Peter Kinzing
Louvre (Paris): Rollschreibtisch für Ludwig XVI. und Schmuckschatulle
Victoria and Albert Museum (London): Schreibtisch von Abraham Roentgen, ovaler Tisch von David Roentgen, Schreibschrank mit Marketerien und Bronzebeschlägen
Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Heinrich Kreisel: Möbel von Abraham Roentgen, in: Wohnkunst und Hausrat, einst und jetzt, Bd. 5, Darmstadt, o. J.
Claus Bernet: Abraham Roentgen. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 29, Bautz, Nordhausen 2008, ISBN 978-3-88309-452-6, Sp. 1177–1181.
Andreas Büttner, Ursula Weber-Woelk, Bernd Willscheid (Hg.): Edle Möbel für höchste Kreise - Roentgens Meisterwerke für Europas Höfe. Katalog des Roentgen-Museums Neuwied, Neuwied 2007, ISBN 3-9809797-5-X.
Andreas Büttner: Roentgen. Möbelkunst der Extraklasse, hrsg. von der Stadt Neuwied. Kehrein, Neuwied 2007, ISBN 978-3-934125-09-4.
Melanie Doderer-Winkler: Abraham und David Roentgen (1711â1793; 1743â1807), in: Rheinische Lebensbilder, Bd. 17, hrsg. von Franz-Josef Heyen, Köln 1997, S. 57â78.
Dietrich Fabian: Abraham und David Roentgen. Von der Schreinerwerkstatt zur Kunstmöbel-Manufaktur, Pfaehler, Bad Neustadt an der Saale 1992, ISBN 3-922923-87-9.
Detlev Richter, Bernd Willscheid: Reinheit, Feuer & Glanz - Stobwasser und Roentgen. Kunsthandwerk von Weltrang, Katalog des Roentgen-Museums Neuwied, Neuwied 2013, ISBN 978-3-9814662-5-6.
Peter Prange: Roentgen, Abraham. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 21, Duncker & Humblot, Berlin 2003, ISBN 3-428-11202-4, S. 730 f. (Digitalisat).
Wolfgang Thillmann, Bernd Willscheid (Hg.): Möbeldesign - Roentgen, Thonet und die Moderne, Katalog des Roentgen-Museums Neuwied, Neuwied 2011, ISBN 978-3-9809797-9-5.
Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Commons: Abraham Roentgen – Sammlung von Bildern
Internetseite des Roentgenmuseums Neuwied
Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Hochspringen ↑ Christopher Gilbert, Tessa Murdoch: John Channon and Brass-Inlaid Furniture, 1730-1760. Yale University Press 1994, ISBN 978-0300058123, S. 25–29
Hochspringen â Bernhard Gondorf, Rosemarie Schütz, Bernd Willscheid: Abraham und David Roentgen â Möbel aus der Neuwieder Manufaktur. Katalog zur Ausstellung im Kreismuseum Neuwied vom 18. Oktober bis 2. November 1986, Selbstverlag 1986
Hochspringen ↑ Liselotte Sauer-Kaulbach: Produkte aus irdischem Jammertal fürs Himmelreich. Zehnteilige Artikelserie in der Rhein-Zeitung (RZ) zum 300. Geburtstag von Abraham Roentgen, RZ vom 23. Februar 2011, S. 20
Hochspringen â Hans Huth: Möbel von David Roentgen, Verlag Franz Schneekluth, Darmstadt 1955, S. 8
Hochspringen ↑ Irish Shipwrecks [1], Journal: The Political State of Great Britain, John Baker (Hrsg.), London, vom Mai 1740 (Band 60)
Hochspringen â Lieselotte Sauer-Kaulbach: Graf fördert Aufbau der Werkstatt. In: Rhein-Zeitung vom 10. März 2011, S. 20
Hochspringen â Dietrich Fabian: Roentgen-Möbel aus Neuwied â Leben und Werk von Abraham und David Roentgen. Internationale Akademie für Kulturwissenschaften, Bad Neustadt/Saale 1983
Hochspringen â Lieselotte Sauer-Kaulbach: Möbellotterie als letzte Rettung aus höchster Not. In: Rhein-Zeitung vom 11. Mai 2011, S. 20
Hochspringen â Lieselotte Sauer-Kaulbach: Übergabe im Zeichen des Zeitenwechsels. In: Rhein-Zeitung vom 17. Mai 2011, S. 20
Hochspringen â Baedeker-Reiseführer Sachsen, Verlag Mair-Dumont, Ostfildern 2003, S. 253, ISBN 978-3895251238
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