Genealogy Richard Remmé, The Hague, Netherlands » Heinrich I von Sachsen-Ludolf Hertog van Lotharingen en Beieren (± 919-956)

Persoonlijke gegevens Heinrich I von Sachsen-Ludolf Hertog van Lotharingen en Beieren 

Bronnen 1, 2, 3

Gezin van Heinrich I von Sachsen-Ludolf Hertog van Lotharingen en Beieren

Hij is getrouwd met Judith [Luitpoldinger] von Bayern.

Zij zijn getrouwd rond 938.


Kind(eren):



Notities over Heinrich I von Sachsen-Ludolf Hertog van Lotharingen en Beieren

Profession : Duc de Bavière par sa femme.

Duke of Bavaria

REF / AFN / Custom: 464 /  / , Hertog van Lotharingen en Beieren
Name: Heinrich van /Saksen Ludolf/
Sex: Male
Modify Date: 5 May 2002
Father: Abt 876, Heinrich van /Saksen Ludolf/ [459], (b. Abt 876, ), (d. 2 Jul 936, Memleben), Hertog, later Koning van Saksen, Rooms Duits koning
Mother: Abt 895, Mathilde van /Westfalen Immedinger/ [460], (b. Abt 895, ), (d. 14 Mar 968, ), dochter van Dietrich (Theodorich) Immedinger en Reginlind
Birth: Abt 919
Marriage: Abt 938, Judith der /Luitpoldinger/, m. Abt 938
Daughter: Abt 940, Hedwig van /Saksen Ludolf/ [882], (b. Abt 940, ), (d. 28 Aug 994, )
Son: Abt 951, Heinrich van /Saksen Ludolf/ [474], (b. Abt 951, ), (d. 28 Aug 995, Gundersheim), Hertog van Beieren en Karinthie
Death: 1 Nov 955, Regensburg

Profession : Duc de Bavière par sa femme.

Mittelalter DE.dir I. Herzog von Bayern (947-955)
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4.919/22.4.922-1.11.955
Nordhausen Kloster Pöhlde
Begraben: Regensburg Niedermünster
2. Sohn des Königs HEINRICH I. aus seiner 2. Ehe mit der Mathilde, Tochter von Graf Dietrich
Lexikon des Mittelalters: Band IV Seite 2063
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Heinrich I., Herzog von Bayern 938-955
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* 919/22, + 1. November 955
Nordhausen Regensburg
Begraben: Regensburg Niedermünster
Entstammte den LIUDOLFINGERN
Eltern:
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König HEINRICH I. und Mathilde
oo Judith von Bayern
Sohn:
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Heinrich der Zänker
Nach vergeblichen Versuchen Heinrichs, der im Gegensatz zu seinem Bruder OTTOschon als Königssohn geboren war, Ansprüche auf den Thron oder zumindest die Mitregierung geltend zu machen, übertrug ihm OTTO I. 939 das Herzogtum Lotharingien, wo er sich jedoch nicht behaupten konnte. Nach einer weiteren Rebellion 941 erhob ihn der König unter Umgehung des von den LUITPOLDINGERN ausgebildeten Erbrechtes zum Herzog von Bayern und übertrug ihm zur Abstützung seiner Herrschaft Teile des Königsgutes in Bayern, wodurch das Herzogtum endgültig in das entstehende OTTONEN-Reich integriert wurde. 950 erhielt Heinrich die Oberhoheit über den Herzog von Böhmen, 952 das Herzogtum Friaul mit Istrien, Aquileia, Verona und Trient. Die Hauptleistung Heinrichs I.war der mit wechselndem Erfolg geführte Abwehrkampf gegen die Ungarn. Im Liudolfingischen Aufstand ab 953 wurde er wichtigster Helfer OTTOS I.
Literatur:
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ADB XI, 454-457 - NDB VIII, 340 - BWbDG 1, 1085 - K. Reindel, Die bayer. Luitpoldinger 893-989, 1953 - Spindler I, 1981, 292-295 - Bayer. Biogr. I, hg. K. Bosl, 1983, 321.

Bosl’s Bayerische Biographie: Seite 321
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Heinrich I., bayer. Herzog
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* 919/922, + Oktober 955
Nordhausen Regensburg
Begraben: Regensburg, Niedermünster
Vater:
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König HEINRICH I.
Mutter:
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Mathilde (+ 968)
oo 936/37 Judith (+ nach 985)
936 vergeblicher Anspruch auf die Thronfolge.
939 Zuweisung von Lothringen.
940 vom heimischen Adel vertrieben.
948 als Nachfolger Herzog Bertholds Herzog von Bayern.
952 zum bayerischen Herzogtum Übertragung des langobardischen Herzogtums Friaul.
Auf seiten seines Bruders König OTTO I. Kampf gegen die Ungarn, unter anderem bei Regensburg und 955 auf dem Lechfeld bei Augsburg.
Literatur:
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NDB 8; BWB 1; R. Holtzmann, Gesch. d. sächs. Kaiserzeit, 1955.

Althoff: Gerd Seite 384
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"Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung"
H 37
Me: 1.11. Heinricus dux auus imperatoris Heinrici + 955 Herzog von Bayern, Bruder OTTOS I.
(Es.) HEINRICH II. berücksichtigte bei der Neustiftung des ottonischen Gedenkens in Merseburg auch Traditionen, die in der bayerischen Linie der OTTONENbewahrt worden waren. Zu ihnen ist auch der Eintrag seines Großvaters zu rechnen, siehe dazu ausführlich oben S. 197f.
Allgemein vgl. NDB 8, S. 340ff; Biogr. Wörterbuch 1, Sp.1085 und FW H 11 mit weiteren Hinweisen. Zum Todesdatum: BO Nr. 240n.

HERKUNFT UND GESCHICHTE FÜHRENDER BAYERISCH-ÖSTERREICHISCHER GESCHLECHTER IM HOCHMITTELALTER

Gewin Dr. J.P.J.: Seite 133
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II. 2. Heinrich I.
Herzog von Bayern, c. 947-955 (+).
955. November 1. Herzog Heinrich I. von Bayern stirbt und wird von seiner Gemahlin Judith im Kloster Niedermünster in Regensburg beigesetzt: Reindel S. 220.
Gemahlin:
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Judith E. I. 6. + c. 987.
955. Herzogin, Regentin, Vormünderin ihres Sohnes Heinrich
973. April 23. Auf Bitten seiner Gemahlin Adelheidschenkt Kaiser OTTO I. der Judith, der Witwe seines Bruders Heinrich die Saline Reichenhall: Urkunde Ottos I. nr. 431, Reindel S. 229.
Gemahlin: Judith E. I. 6.

Glocker Winfrid: IV,5 Seite 273
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"Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"
Heinrich
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* 919 IV/922 IV 22 (c 919), + 955 XI 1
936 Thronprätendent, (?)
940 Herzog von Lothringen,
947 XII Herzog von Bayern;
oo c 937/40 Judith, Tochter Herzog Arnulfs des Bösen von Bayern + (nach 974) am VII 29
Heinrich ist als zweiter Sohn von König HEINRICH I. aus dessen Ehe mit der Königin Mathilde bezeugt bei Widukind I c. 31, Seite 43, in Hrotsviths Gesta Oddonis v. 46, sowie durch die urkundliche Erwähnung in D H I, 3; weitere Quellenbelege sind zusammengestellt von Köpke-Dümmler S. 12, Anm. 5.
Die Angaben zu Heinrichs Geburtsjahr ergeben sich aus seiner Geburt "in aulka regali" (vgl. dazu im 1. Teil auf Seite 53 ff.) und seiner urkundlichen Erwähnung in D H I. 3; vgl. dazu Köpke-Dümmler a. a. O. Der Todestag Heinrichs von Bayern ist im Merseburger Nekrolog und im Nekrolog von Kloster Niedermünster zu Regensburg (dort ist der Bayern-Herzog beigesetzt) aufgeführt; vgl. Reindel, Luitpoldinger Nr. 107.
Die einzelnen Quellenstellen zu Heinrichs Gemahlin Judith sind ebenfalls in der Sammlung von Reindel, Luitpoldinger, zusammengestellt unter den Nrn. 89 (Heirat), 107 (Tod Heinrichs), 108-116 (Regentschaft), 118 (Tod) und 131 (letztmalige Erwähnung, offenbar nach Judiths Tod).
Das Jahr der Eheschließung Judiths mit dem Königsbruder Heinrich ist nicht überliefert. Hrotsvith, Gesta Oddonis v. 156-159, hat die Nachricht von der Eheschließung des Königsbruders zwischen die Krönung OTTOS I. und die zweite Erhebung Herzog Eberhards von Franken eingeordnet; Heinrich wäre zu dieser Zeit 16-17 Jahre alt, was zu einer Verehelichung gut passen würde. Die chronologische Einreihung der Gandersheimer Nonne veranlaßten Köpke-Dümmler S. 80 und Reindel, Luitpoldinger Nr. 89, zur Datierung auf 936/37. Werner VII, 84 hingegen äußerte Zweifel an diesem zeitlichen Ansatz, da als einziger Terminus ante quem für den Zeitpunkt der Eheschließung sich die Geburt eines Sohnes (des späteren Herzog Heinrich dem Zänker) im Jahre 951 aus besagter Verbindung festlegen läßt. Doch können wir einen weiteren Ansatzpunkt, um das gesuchte Jahr zu bestimmen, der Gandersheimer Reimchronik des Priesters Eberhard entnehmen: dort wird uns berichtet, Gerberga , eine Tochter Heinrichs und Judiths, sei von ihren Eltern zur Sühne für die zweite. Erhebung Heinrichs gegen dessen Bruder, König OTTO I., für den kirchlichen Dienst bestimmt worden. Da Gerberga später Äbtissin in Gandersheim wurde, könnte in der lokalen Tradition ein präziseres Wissen bewahrt worden sein. Unter der Voraussetzung, die Angaben Eberhards träfen zu, wäre die Hochzeit zwischen dem Königsbruder Heinrich und der Herzogs-Tochter Judith in die Jahre 937/40 zu setzen.
Eccard bei Scheid, Origines Guelficae Bd. 4, S. 402-407, setzt in seiner Stammtafel des sächsischen Kaiserhauses eine außerordentliche Verbindung Heinrichs von Bayern mit einer vornehmen Slawin namens Hildeswinda an, wobei er als Quellenbeleg die Historiae genealogica des Heinrich Bodo angibt. Aus dieser Verbindung soll ein unehelicher Sohn namens Brun hervorgegangen sein, den Eccard mit dem "Bruno nepos noster", d. i. ein Verwandter Kaiser OTTOS II., aus dem D O II. 138 identifiziert und als Stammvater der braunschweigischen BRUNONEN nach Sachsen zurückkehren läßt. Diese genealogischen Kombinationen sind aber nur durch späte Nachrichten bezeugt und damit wertlos.

Heinrich wurde 937/38 von seinem Halbbruder Thankmar gefangengesetzt und rebellierte seit 938 selbst, beanspruchte als "echter" Königssohn und "Purpurgeborener" die Nachfolge, da OTTO I. vor dem väterlichen Königtum geboren wurde, worin ihn seine Mutter noch bestärkte. Er floh nach der Schlacht bei Birten 939 nach Frankreich, unterwarf sich 940 und wurde Herzog von Lothringen. 941 wurde ihm auf Fürbitte seiner Mutter erneut verziehen, als er am Komplott sächsischer Fürsten beteiligt war, das OTTO I.am Osterfest 941 ermorden wollte. Er war seitdem eine treue Stütze seines königlichen Bruders und wurde 947 nach dem Tode des Herzogs Berthold als Herzog von Bayern eingesetzt, obwohl er als Herzog von Lothringen völlig versagt hatte. Er wurde gegen Ungarn offensiv, geriet in Bayern schroff gegen die Familie seiner Frau, die LUITPOLDINGER und wurde von seinem schwäbischen Neffen bedrängt, 952 zeitweise verjagt. Der Liudolfingische Aufstand richtete sich vor allem gegen den Einfluß, den Heinrich und die Königin Adelheid auf die Regierungsgeschäfte und den König ausübten. Er unterstützte den Bruder gegen Böhmen, zog 951 mit nach Italien und bekam zu Bayern Istrien, Friaul und die Mark Verona dazu. Den Erzbischof Herold von Salzburg ließ er ohne Urteil blenden und nach Seben verbannen, was einen Aufstand der bayrischen Großen zur Folge hatte, den Heinrich am 3.3.955 bei Mühldorf am Inn blutig unterdrückte. Anschließend eroberte er mit königlicher Hilfe seine sich tapfer verteidigende Hauptstadt Regensburg.

937/40
oo Judith von Bayern, Tochter des Herzogs Arnulf
um 925-29.7. nach 974

Kinder:
Heinrich II. der Zänker
951-28.8.995

Hadwig
ca. 940/45-26.8.994
oo Burchard III. Herzog von Schwaben
um 906-12.11.973

Gerberga 7. Äbtissin von Gandersheim (956-1001)
ca 940-13./14.11.1001
Brun
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Literatur:
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Althoff Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 85,88,157,160,168,197,199,384 H 37 - Barth Rüdiger E.: Der Herzog in Lothringen im 10. Jahrhundert, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1990, Seite 87,88,89-101,103,107,111,113,125 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 42,53,59-61,69,71-73,75-77,80,82,94 - Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band I Seite 313,505,512,518/Band II Seite 115 - Eickhoff, Ekkehard, Theophanu und der König, Klett-Cotta Stuttgart 1996, Seite 49,214,411 - Giese, Wolfgang: Der Stamm der Sachsen und das Reich in ottonischer und salischer Zeit. Franz Steiner Verlag Wiesbaden 1979, Seite 115,117-121,123,125,130 - Hlawitschka Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite 26, 49-51,72,74,89,93,96 - Lechner Karl: Die Babenberger. Markgrafen und Herzoge von Österreich 976-1246,Böhlau Verlag Wien-Köln-Weimar 1992, Seite 31-34,43 - Pohl Walter Pohl: Die Welt der Babenberger. Schleier, Kreuz und Schwert, hg. von Brigitta Vacha, Verlag Styria, Seite 59,67,69 - Schneidmüller, Bernd/Weinfurter Stefan/Hg.): Otto III. - Heinrich II. Eine Wende?, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1997, Seite 29-399 - Schulze Hans K.: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und Salier. Siedler Verlag, Seite 140,177-196,188-190,192,195,212,249 - Thietmar von Merseburg: Chronik. Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe, Seite 14,24-28,34,40-44,72-78 - Weinfurter, Stefan: Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten, Verlag Friedrich Puset Regensburg 1999, Seite 15-19,27,43,58 - Wies, Ernst W.: Otto der Große, Bechtle Esslingen 1989, Seite 9-290 -

Spindler Max: Teil I Seite 292-295
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"Handbuch der bayerischen Geschichte"
Die Herzogswürde kam an einen Stammesfremden, der mit dem alten Herrscherhaus allerdings durch verwandtschaftliche Beziehungen verbunden war; die Ehe mit Judith, der Tochter Herzog Arnulfs, mochte dazu beitragen, die Stellung des sächsischen Herrschers in Bayern zu festigen. Herzog Heinrich übernahm die ungarnfeindliche Politik seines Vorgängers; offenbar in den Jahren 948 und 949 fanden Kämpfe im Nordgau statt, von denen der erste bei Floß mit einem Sieg, der zweite an der Luhe mit einer Niederlage der Bayern endete. Im Jahre 950 ging hingegen Heinrichoffensiv vor; er zog bis über die Theiß, schlug die Ungarn zweimal und erbeutete neben vielen Gefangenen auch reiche Schätze. Seit dem Jahre 907 war es das erste Offensivunternehmen, das man wider gegen die Ungarn vortragen konnte, und der Erfolg hat HeinrichsAnsehen sehr gesteigert. Eine neue Steigerung seiner Machtstellung erfuhr er im Jahre 950; als König OTTOHerzog Bolelsav von Böhmen unterworfen hatte, unterstellte er ihn dem Bayern-Herzog und erneuerte damit die alte Tradition, nach der die böhmischen Fürsten vom bayerischen Herrscher abhängig waren. Eine terriroriale Ausdehnung erfuhr Bayern sodann nach dem siegreichen Kriegszug OTTOSim Jahre 951 gegen Italien, ab dem sich auch Bayern beteiligten. Auf dem Reichstag zu Augsburg im August wurde das alte langobardische Herzogtum Friaul, das die Markgrafschaften Istrien, Aquileja, Verona und Trient umfaßte, an Bayern angegliedert. Das bayerische Herzogtum erstreckte sich von Fichtelgebirge bis zur Adria, vom Lech bis zum Wienerwald und hatte damit seine größte territoriale Ausdehnung während des ganzen Mittelalters erreicht. Freilich wird man bedenken müssen, daß Bayern diese letzte Ausdehnung und Machtsteigerung nach Süden nicht mehr aus eigener Kraft, nicht mehr als unabhängiger Staat errungen hatte, sondern im Verband des deutschen Reiches, durch eine Entscheidung des deutschen Königs.
Daß die Herrschaft des Sachsen in Bayern noch nicht fest verwurzelt war, zeigten die Ereignisse des Jahres 953, wo sich in Bayern die Empörung des Königs-Sohnes Liudolf mit einem Aufstand des bayerischen Stammesadels unter luitpoldingischer Führung verknüpfte. Beim Kampf gegen seinen Sohn erhielt OTTOzunächst von seinem Bruder Heinrich Unterstützung, der bayerische Hilfstruppen zur Belagerung Liudolfsin Mainz heranführte. Während seiner Abwesenheit hatteHeinrichden Pfalzgrafen Arnulf, den Sohn des alten Herzogs Arnulf, mit seiner Stellvertretung in Bayern beauftragt. Arnulf verständigte sich jetzt mit Liudolf, und es ist nicht ganz klar, von wem dabei die Initiative ausging. Jedenfalls mußten beide Männer in Herzog Heinrich ihren Hauptgegner sehen, der den einen aus der Gunst beim Vater, den anderen aus dem Besitz des bayerischen Herzogtums verdrängt hatte. Die bayerischen Truppen vor Mainz verließen das königliche Heer;Liudolfkonnte an ihrer Spitze nach Bayern ziehen, wo sich Arnulf ihm jedenfalls als dem künftigen deutschen König unterwarf. Dem Aufstand hatten sich fast alle Mitglieder der luitpoldingischen Familie angeschlossen, außer Arnulf werden noch seine Brüder Hermann und Heinrich sowie Bertholds Witwe Biletrud genannt. Auch der bayerische Adel scheint sich überwiegend dem einheimischen Geschlecht angeschlossen zu haben, das zeigt der Abfall des Heeres vor Mainz und ebenso die Tatsache, dass in Bayern fast alle festen Plätze in den Händen der Empörer waren, und dass OTTO Ende 953 Regensburg mehrere Monate lang vergeblich belagerte. Lediglich Bischof Ulrich von Augsburg trat tatkräftig für die Sache des Königs ein. Doch während er den größten Teil seiner Ritter zur Verstärkung des königlichen Heeres nach Regensburg führte, konnte Pfalzgraf Arnulf inzwischen Augsburg erobern und plündern. Im Winter 953/54 verschanzte Ulrich sich daher in seinem Kastell Schwabmünden, und bei den Kämpfen, die sich hier abspielten, fiel ein Bruder Arnulfs, Hermann, in seine Hand. Noch während des Kampfes um Schwabmünden erschienen die Ungarn im Land, das nun, durch keine vertraglichen Bindungen mehr geschützt, von ihnen geplündert wurde. "Durch inneren und äußeren Krieg erschöpft" mußten die Bayern den König bis zum 15. Juni 954 um Waffenstillstand bitten. Bei dem am 16. Juni in Langenzell bei Fürth beginnenden Reichstag machten sich beide Parteien gegenseitig den Vorwurf, den auswärtigen Feind ins Land gerufen und mit ihm paktiert zu haben. Allerdings lichtete der Tag von Langenzell die Reihen der Königsgegner, nur Liudolfund die LUITPOLDINGER blieben unversöhnlich und zogen sich wieder nach Regensburg zurück. König OTTO versuchte vergeblich, die ebenfalls von den Aufständischen besetzte Festung Roßtal bei Kadolzburg südwestlich Nürnberg zu erstürmen, und machte sich dann wieder an die Belagerung der bayerischen Hauptstadt. Als die Lebensmittel in der belagerten Stadt knapp wurden, versuchte man mehrere Ausfälle. Bei einer solchen Gelegenheit ist das Haupt des luitpoldingischen Aufstandes, Pfalzgraf Arnulf, vor dem Osttor gegen eine vom Markgrafen Gero von Sachsen befehligte Heeresabteilung gefallen, vermutlich am 22. Juli 954. Die Aufständischen gaben dennoch den Widerstand nicht auf, auch nicht, als ein Teil der Stadt von den Belagerern erobert wurde und ein anderer, vermutlich am 15. August niederbrannte. Selbst alsLiudolf sich seinem Vater unterworfen und Verzeihung gefunden hatte, war die Empörung in Bayern noch nicht beendet; es bedurfte einer erneuten Belagerung im Frühjahr 955, um Regensburg endlich zu bezwingen, ein weiterer Widerstand mußte dann noch durch eine Schlacht nahe Mühldorf, vermutlich am 1. Mai 955, gebrochen werden. Dabei fiel der wohl mit den LUITPOLDINGERN verwandte Erzbischof Herold von Salzburg, der sich nach anfänglichen Schwanken den Aufständischen angeschlossen hatte, in die Hände Herzog Heinrichs, der ihn geblendet in die Verbannung nach Säben schickte.
Inzwischen waren auch die Ungarn wieder in Bayern erschienen, durchzogen plündernd das Land und belagerten das von Bischof Ulrich verteidigte Augsburg. Hier trat ihnen OTTOim August 955 mit einem Heer entgegen, in dem zwar Sachsen und Lothringer fehlten, in dem aber neben Franken, Schwaben und Böhmen auch bayerische Kontingente standen. Es ist kaum anzunehmen, daß sich darunter auch Truppen der Empörer befanden, die eben erst im Mai 955 von OTTO endgültig niedergeworfen worden waren. Zudem sehen wir an dem Verhalten Bertholds von Reisensburg, des Sohnes des Pfalzgrafen Arnulf, daß der Widerstand immer noch nicht erloschen war. Er war im Jahre 955 offenbar aus Bayern verbannt worden und hatte sich auf die Reisensburg (bei dem schwäbischen Günzburg) zurückgezogen. Von hier aus warnte er die Augsburg belagernden Ungarn vor dem Anrücken des königlichen Heeres, das dann allerdings trotz dieser Warnung am 9. August 955 auf dem Lechfeld den großen Sieg errang, der die Ungarngefahr für die abendländischen Reiche bannte.
Am 1. November 955 starb Herzog Heinrich I. von Bayern und die Nachfolge seines 4-jährigen gleichnamigen Sohnes "in ducatum et marcam" ist anscheinend ohne Schwierigkeiten vonstatten gegangen.
Glocker Winfrid: Seite 53-80
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"Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"
Der zweite Sohn König HEINRICHS I. und der Königin Mathilde erhielt den Namen des Vaters. Er spielte in den ersten Regierungsjahren OTTOS DES GROSSEN eine wichtige Rolle durch den Widerstand gegen seinen Bruder, den König. Nachdem sich Heinrich OTTO I. unterworfen hatte, trat er in die Nachfolge seines Schwiegervaters, Herzog Arnulfs, als neuer Herzog in Bayern ein. Aus der Ehe Heinrichs mit der LUITPOLDINGERIN Judith ging Herzog Heinrich II. von Bayern, besser bekannt als "der Zänker"; hervor, dessen Sohn Heinrich als HEINRICH II. deutscher König und Kaiser wurde. Heinrich von Bayern, der Bruder OTTOS DES GROSSEN, begründete damit die "bayerische Nebenlinie" der LIUDOLFINGER.
1. Der purpurgeborene Heinrich
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Heinrich war nach der Erhebung seines Vaters zum König des ostfränkisch-deutschen Reiches geboren worden. Es scheint, als ob diese "Purpurgeburt" Heinrichs bei der Frage des Thronwechsels 936 thematisiert worden wäre, um Heinrich zum Nachfolger seines Vaters zu erheben. Sein älterer Bruder OTTOwar nämlich zu einer Zeit geboren worden, als der Vater HEINRICH noch nicht König war, ja noch nicht einmal die Nachfolge Herzog Ottos des Erlauchten im Herzogtum Sachsen angetreten hatte; der junge Heinrich hatte dagegen unter einer ganz anderen Stellung und Würde seines Vaters das Licht der Welt erblickt. Wenn wir jedoch im Eventualis Überlegungen anstellen, so hat das seinen Grund in der ungesicherten Quellenüberlieferung für eine derartige Bevorzugung des purpurgeborenen Sohnes. Dieses von der Forschung intensiv diskutierte Problem ist quellenmäßig nur auf einem unsicheren und zudem parteiischen Zeugen fundiert: der jüngeren Lebensbeschreibung der Königin Mathilde. Diese Vita berichtet von den Streitigkeiten beim Übergang der Regierung von König HEINRICH auf seinen ältesten Sohn OTTO. Nicht nur viele Fürsten seien der Meinung gewesen, "Heinricum regno potiri, quia natus esset in aula regali", sondern auch die Mutter der Königssöhne habe für ihren Zweitgeborenen plädiert (und dies sogar schon vor dem Tode König HEINRICHS), den sie zum Nachfolger designiert sehen wollte. Heinrich war nämlich der Liebling der Königin Mathilde: "ceteris in amorepraeposuit filiis, atque desideravit ipsum regno potiri post obitum incliti regis Heinrici..." Der anonyme Verfasser der jüngeren Mathildenvita, der eine Tendenz zur Verherrlichung der bayerischen Nebenlinie der LIUDOLFINGER verfolgt - diese Sekundogenitur begann mit unserem Heinrich -, zählte eine Reihe von positiven Eigenschaften des jüngeren Königssohnes auf, von der Schönheit bis zur Kriegstüchtigkeit, und kommt bei seinem Vergleich der beiden Kandidaten zum Fazit, Heinrich sei zwar jünger, "sed haud inferior excellentia probitatis".
Was können wir von der Glaubwürdigkeit dieser Nachrichten halten, die uns die jüngere Mathildenvita überliefert hat? Eine echte Parallelüberlieferung, die uns eine Kontrolle ermöglichen würde, existiert nicht: die Erwähnung der fraglichen Hinweise in der Chronik Thietmars von Merseburg dürften nämlich aus der jüngeren Mathildenvita übernommen sein. Die Umarbeitung der älteren Vita der Königin Mathilde wurde um 1010 im Auftrag König HEINRICHS II., des Enkel unseres Heinrich, vorgenommen, und die Forschung charakterisiert die Tendenz dieser Umarbeitung geradezu schlechthin als Panegyrik für unseren Heinrich. Es ist der Gedanke daher nicht von der Hand zu weisen, dass auch die Aussagen der Vita zum Thronwechsel 936 nur legendenhaften Glamour tragen, die einen damals zurückgedrängten Anspruch der jüngeren Linie begründen soll, wie dieser in der Wahl von 1002 endlich seine Erfüllung gefunden habe. Man kann freilich dagegen argumentieren, die jüngere Vita bewahre "eine Erinnerung an Ereignisse, die eher von lokalen Interessen waren oder über die Landesgrenzen hinaus gar nicht richtig erkannt wurden...[Doch] die Gefahr bleibt, dass sie eine um die Jahrhundertwende entstandene Legendenbildung tradieren" Rudold Köpke und Robert Holtzmann hielten diese Zeugnisse für glaubwürdig, ohne sie kritisch zu hinterfragen. Martin Lintzel und Friedrich Martin Fischer urteilen schon differenzierter, die Behauptung der Vita, eine Fürstenpartei habe sich für die Kandidatur Heinrichs eingesetzt, könne eher den historischen Tatsachen entsprechen als die gleichfalls überlieferte Intrige der Königs-Witwe Mathilde zugunsten ihres Lieblingssohnes Heinrich.
In jüngerer Zeit griff Karl Schmid die Textstelle der jüngeren Mathildenvita wieder auf und versuchte eine Neuinterpretation unter Einbeziehung von Überlegungen zum Übergang vom karolingisch-ostfränkischen zum deutschen Reich. Eine Thronfolgeordnung im Sinne der Individualsukzession, so Schmid, habe in Anbetracht der karolingischen Vergangenheit ein Novum dargestellt, das einen im Königtum eingetretenen Wandel kennzeichne. "Die KAROLINGER hatten als Königssippe geherrscht. Jeder vollbürtige Königssohn erhielt Anteil am Königtum, weshalb sich das Königsgeschlecht in einzelne herrschende Linien verzweigte". Wie Schmid weiter ausführt, war eine solche Aufteilung unter die legitimen Söhne für König HEINRICH nicht mehr durchführbar, da sich die politische Großstruktur des Reiches inzwischen verändert hatte. Wegen des Zerfalls der Macht unter den letzten KAROLINGERN hatten sich die Stammesherzogtümer als Zwischenstruktur herausgebildet. Auch wenn die Herzöge den König als ihren Oberherrn anerkannten, konnten doch KONRAD I. und HEINRICH I. nicht an ihrer starken Stellung vorbeigehen, insbesondere, da sie selbst aus dem Kreis der Stammesherzöge hervorgegangen waren. König HEINRICH I. konnte seine Herrschaft nur als oberster Lehensherr der Herzöge antreten: das Verhältnis König-Herzog beruhte auf der "Huldigung". Hierfür, so argumentiert Schmid weiter, habe HEINRICH seinen Stammesherzögen weitgehend Zugeständnisse machen müssen. Wenn König HEINRICH das Reich unter seine drei legitimen Söhne habe aufteilen wollen, wären weitgehende Eingriffe in die Stammesherzogtümer notwendig gewesen. Schmid kommt somit zu dem Schluß, König HEINRICH I. sei nur der Ausweg geblieben, die Individualsukzession im ostfränkischen Reich einzuführen.
Bei seinen Untersuchungen zum Problem der Unteilbarkeit des deutschen Reiches hat Eduard Hlawitschka noch einen weiteren Gesichtspunkt aufgezeigt, der König HEINRICH die Aufteilung des Reiches unter seine drei legitimen Söhne verbot: mit dem Zerfall der alten karolingischen "stirps" sei auch die alte Vorstellung verloren gegangen, eine Teilung der Herrschaft trage dazu bei, jeden Landstrich intensiver mit dem königlichen Geblüt und seinem Heil zu verknüpfen. Diese im Grunde heidnische Vorstellung verschwand mit zunehmender Verchristlichung, wie sich dies auch in der (allerdings von Klerikern verfaßten) Geschichtsschreibung widerspiegelt. Der Gedanke von "Herrschaft" löste sich vom Königsgeschlecht, und so kam man zu der Erkenntnis, Teilung hebe die Macht nicht, sondern schwäche sie. Die Herrschaft wurde zudem nicht mehr als Familienbesitz angesehen, und so brach sich eine neue Auffassung von "Staat" damals Bahn.
Neben dem Zeugnis der Vita Mathildis posterior läßt sich noch eine weitere Beobachtung für eine gewisse Verstimmung in der königlichen Familie anführen: die Königs-Mutter Mathilde tritt in den ersten Regierungsjahren ihres Sohnes, König OTTOS, so gut wie nie als Intervenientin auf, was auf ein schlechtes Verhältnis zwischen Mutter und Sohn hindeuten könnte. "So wird man die historische Wirklichkeit nicht vergewaltigen, wenn man annimmt, daß in den letzten Regierungsjahren HEINRICHS I. die Meinungen geteilt waren, welcher seiner dem Laienstand angehörenden Söhne nach ihm regieren sollte." Wolfgang Giese, dessen Resümee zur Purpurgeburt Heinrichs wir eben zitiert haben, nimmt weiter an, daß diese Spaltung zwischen den beiden Kandidaten auch im weiteren Kreis des Stammes bestanden haben wird, ja daß sich hier zwei Parteien gebildet haben dürften. Für Heinrichsprechen seine Geburt als Königssohn (in Purpur) und seine hohe Eignung, die die Quellen immer wieder betonen.
König HEINRICH I. dürfte sich bei dieser Lage veranlaßt gesehen haben, möglichst bald eine Entscheidung herbeizuführen. Wahrscheinlich hat er diesen Versuch - den Untersuchungen von Karl Schmid zufolge - bereits im Rahmen der Hausordnung von 929 unternommen. Die Thesen von Schmid waren in der Forschung zunächst nicht auf Akzeptanz gestoßen, werden aber in jüngsten Arbeiten anerkannt und noch untermauert. Nicht erst im Angesichts des Todes ihres Königs, sondern schon bei der Vermählung des Königs-Sohnes OTTO mit der angelsächsischen Königs-Tochter Edgith dürften sich die Großen Sachsens bereit gefunden haben, der Designation OTTOS zum Nachfolger im Königtum zuzustimmen. In der späten Quellenbezeugung könnte sich die latente Unsicherheit der Lage beim Tod König HEINRICHS widerspiegeln: in der jüngeren Mathildenvita ermahnt König HEINRICH die Fürsten, sich zu entscheiden, "quem suorum filiorum regale solium possidere eligerent." Ein Reflex auf derartige Verhandlungen hat sich auch in der Göttinger Abschrift der Pöhlder Annalen bewahrt: "conveniente omni populo consultus est a principibus, utrum filiorum suorum aptiorem judicavit, designavit Ottonem ad regnum et Heinricum... segrgavit a regno". Die beiden Brüder, so Giese, dürften nach den Quellenberichten somit in etwa gleiche Chancen gehabt haben, die NachfolgeKönig HEINRICHS anzutreten.
Doch die Entscheidung fiel schließlich gegen Heinrich: sein Bruder OTTO wurde in Aachen zum König gekrönt. Ein Riß ging durch die königliche Familie und überschattete die feierliche Krönungszeremonie: Heinrichnahm an der Feier nicht teil, wie wir in der Sachsengeschichte Widukinds von Corvey nachlesen können: "Sigfridus vero, Saxonum optimus et a rege secundus, gener quondam regis, tunc vero affinitate coniunctus, eo tempore procurabat Saxoniam, ne qua hostium interim irruptio accidisset, nutriensque iuniorem Heinricum secum tenuit". Hinter den Worten "nutriens" usw. hat die Forschung schon lange eine euphemistische Umschreibung für eine Inhaftierung des jungen Heinrich vermutet. Doch auch wenn man in der Interpretation dieser Widukind-Stelle vielleicht nicht so weit gehen sollte, so können wir doch gut beobachten, wie Heinrichzu der Zeit, als sein Bruder gekrönt werden sollte, ganz bewußt in weiter Entfernung zum Krönungsort separiert wurde. Die Annahme, hier Spannungen zwischen OTTO I. und dessen Bruder Heinrich zu vermuten, liegt sehr nahe.
2. Heinrich im Kampf gegen Otto - die Hintergründe
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Nach der feierlichen Krönung in Aachen galten die ersten Maßnahmen des jungen Königs der Sicherung der Ostgrenze. Die Slawen hatten den Thronwechsel dazu genutzt, die ihnen aufgezwungene Oberhoheit wieder abzuschütteln; auch die Ungarn fielen im Jahr 937 wieder in das Reichsgebiet ein. König OTTO I. hielt es für geboten, nach der Niederwerfung der Elbslawen neue organisatorische Maßnahmen in den unruhigen Gebiet zu treffen: er setzte zwei neue Markgrafen zum Grenzschutz ein. Das Gebiet an der Unterelbe wurde dem Sachsen Hermann Billung übertragen, an der mittleren Elbe folgte Graf Gero dem Legaten Siegfried, seinem Bruder, nach. OTTO DER GROSSE erzielte mit diesen Maßnahmen jedoch keinen allgemeinen Beifall, sondern rief Unzufriedenheit und Widerstand bei den Großen Sachsens hervor, insbesondere bei seinen eigenen Verwandten.
Durch die Ernennung Hermann Billungs hatte sich dessen älterer Bruder Wichmann der Ältere übergangen gefühlt: er war mit Bia, einer Schwester der Königin Mathilde, vermählt und hoffte aus dieser Königsnähe heraus, bei der Vergabe der Markgrafschaften bevorzugt berücksichtigt zu werden. Schmollend und enttäuscht, verließ Wichmann der Ältere das Heer des Königs.
Die Ernennung Geros empörte den älteren Halbbruder König OTTOS I., Thankmar, den wir bereits oben in einem eigenen Kapitel kennengelernt haben. Er war aus der 1. Ehe König HEINRICHS I. hervorgegangen, durch die Trennung seines Vaters von Hatheburg aber in den Anschein der Illegitimität geraten. Als Nachkomme Hatheburgs war er mit dem Legaten Siegfried verwandt - wenn auch nicht so nahe wie dessen Bruder Gero -, und er hatte wohl auf Grund dieser Verwandtschaft und seiner größeren Königsnähe als Halbbruder OTTOS I.erwartet, zum Nachfolger Siegfrieds berufen zu werden. Das Prinzip der Verwandtenbevorzugung muß, wie wir bereits in dem Kapitel über Thankmargesehen haben, im Denken des 10. Jahrhunderts tief verwurzelt gewesen sein, wenn einzelne Große aus einer größeren Königsnähe gegenüber ihren Konkurrenten einen derartigen Anspruch ableiten konnten. Auch wenn wir die von OTTO DEM GROSSEN bestimmten neuen Markgrafen als königsnah einstufen können - Gero durch die Verschwägerung seines Bruders Siegfried mit König HEINRICH I., Hermann durch die Heirat seines Bruders mit der Schwester der Königin Mathilde -, so glaubten doch Thankmar und Wichmann der Ältere durch ihre größere Königsnähe einen gewichtigeren Anspruch vorweisen zu können. König OTTO I. hat sich offenbar hier nicht vom Gesichtspunkt der Verwandtschaft zu ihm und von der Zugehörigkeit zur königlichen Familie leiten lassen. Sein Entscheidungskriterium für die Vergabe des Markgrafen-Amtes war die Eignung der jeweiligen Person für die Aufgabe, die König OTTO dem potentiellen Kandidaten anzuvertrauen gedachte.
Deutlich wird dieses Entscheidungskriterium, das für den jungen König die Hauptrolle spielte, noch bei einem dritten Kandidaten, der in der bisherigen Forschung unbeachtet blieb, da man sich über die verwandtschaftliche Einordnung völlig unklar war. Widukind berichtet, durch seinen Sieg über die Slawen habe Markgraf Hermann Billung den Neid bei allen seinen "inimicos", also seinen persönlichen Feinden, der bei diesen schon glühte, noch stärker angefacht. "Inter quos [inimicos] Ekkaedus filius Liudolfi, qui in tantum aegre passus est fortunatum Herimanni, ut sese promitteret maiora facturum aut vivere nolle." Bei einer waghalsigen Aktion kam Ekkehard dann auch tatsächlich mit 18 Gefährten ums Leben. Dieser Ekkehard ist für unsere Zusammenhänge nun deshalb interessant, weil er offenbar ottonen-blütig war. Bei seinen Untersuchungen zur Thronkandidatur Markgraf Ekkehards I. von Meißen im Jahre 1002 konnte Eduard Hlawitschka wahrscheinlich machen, daß jener Liudolf, den uns Widukind als Vater unseres Ekkehard benennt, mit dem Liudolf zu identifizieren ist, den wir ebenfalls aus der Sachsen-Geschichte Widukinds als einen der drei Söhne Herzog Ottos des Erlauchten und als einen der älteren BrüderHEINRICHS I. gut kennen. Unser Ekkehard war somit ein Vetter des neuen Königs, er spürte königliches Blut in seinen Adern, das ihn vor Tatendrang fast erglühen ließ. Auch er leitete aus dieser Königsnähe den Anspruch ab, bei der Ämtervergabe bevorzugt berücksichtigt zu werden. Man kann sich gut vorstellen, wie schwer Ekkehard sich vor den Kopf gestoßen fühlen mußte, wenn nicht ihm die Aufgaben eines Markgrafen und die damit verbundene ehrenvolle Stellung übertragen wurde, sondern ihm ein "Fremder" aus einer königsferneren Familie vorgezogen wurde.
Wir erkennen nun deutlich, wie für König OTTO I. der Gesichtspunkt der Königsnähe, der Verwandtschaft zu ihm und seiner Familie, in diesen ersten Regierungsjahren nur eine untergeordnete Rolle gespielt haben kann, wenn er über die Vergabe eines Amtes zu entscheiden hatte. Sein Hauptentscheidungskriterium dürfte die Eignung des potentiellen Amtsträgers für den vorgesehenen Aufgabenbereich gewesen sein - wie diese Eignung ja Markgraf Gero und Hermann Billung in den folgenden Jahren zur Genüge erweisen sollten -, ohne daßOTTO Rücksicht darauf nahm, ob es etwa noch Kandidaten gab, die aus sonstigen Gründen glaubten, auf besondere Berücksichtigung Anspruch erheben zu können. Der neue König mußte bald lernen, daß auch er sich nicht einfach über blutmäßige Bindungen und die daraus resultierenden Ansprüche hinwegsetzen konnte.
Thankmar war jedoch nicht nur wegen der Zurücksetzung in der Nachfolge seines Verwandten Siegfried verbittert, sondern auch, weil er sich um sein mütterliches Erbgut betrogen fühlte. Merseburg, ein Platz, der zum Besitz der Hatheburggehört hatte, war von König HEINRICH an seinen drittgeborenen Sohn Heinrichübertragen worden, und so stand Thankmar auch mit diesem seiner Stiefbrüder in einem gespannten Verhältnis. Und um für König OTTO die Schwierigkeiten am Anfang seiner Regierungszeit nochmals zu erhöhen: auch in Bayern wurde die Herrschaft der sächsischen Könige nicht mehr anerkannt. Herzog Arnulf war 937 gestorben, "et filii eius in superbiam elati regis iussu contempserunt iure in comitatum".
Herzog Arnulf ("der Böse") hatte sich durch wiederholten Frontwechsel im Kampf gegen die Ungarn schon zu Zeiten König KONRADS eine königsgleiche Stellung erringen können. Beim Thronwechsel 919 wählten die Bayern ihren Herzog zum König - vielleicht sogar zum Gegenkönig - gegen den Sachsen HEINRICH, der seinerseits von den Franken und natürlich von den Sachsen unterstützt wurde. König HEINRICH, der im Abwehrkampf gegen die Ungarn auf den mächtigen Bayern-Herzog angewiesen war, mußte ihm schließlich eine fast schon unabhängige Stellung zugestehen, die auch in selbständiger außenpolitischer Aktivität ihren Ausdruck fand: 933/34 führte Herzog Arnulf einen Heereszug nach Verona durch, um für seinen Sohn Eberhard die langobardische Königskrone zu erwerben. Wahrscheinlich hat noch König HEINRICH versucht, ähnlich wie schon mit der Vermählung seiner Tochter Gerbergamit Herzog Giselbert von Lothringen, auch diesen letzten Herzog seines Herrschaftsgebietes, der über eine vom König unabhängigere Stellung verfügte, durch die friedenstiftende Kraft einer Ehe enger an sich zu binden. Die Absprache der Ehe mit Judith, der Tochter Herzog Arnulfs, und Heinrich, dem Sohn König HEINRICHS I., fällt mit ziemlicher Sicherheit noch unter die Regierungszeit Herzog Arnulfs.
Das Verhältnis zwischen dem Bayern-Herzog und dem König des ostfränkischen Reiches beruhte auf einem gegenseitigen, persönlichen Treueverhältnis: der Herzog war nun "amicus regis". Sogar der neugekrönte König OTTO I. mußte froh sein, in Aachen die Huldigung des neuen Bayern-Herzogs entgegennehmen zu können. Doch bald bot sich mit dem Tod Arnulfs für König OTTO die Gelegenheit, in das Verhältnis zwischen König und Herzog von Bayern eingreifen zu können. Möglicherweise hat hier mitgespielt, daß es Arnulfs Sohn Eberhard an der notwendigen Einsicht gefehlt haben mag, eine nominelle Oberhoheit des meist fernen Königs anzuerkennen, was es ihm erlaubt hätte, faktisch doch recht viele Fäden der Macht in seiner Hand zu behalten. Das Lehensverhältnis nach dem bayerischen Modell wäre zudem bei den Sachsen mit einer starken Nivellierung der Geburtsstände und einem schroff ausgebildeten Ständesystem mit der Zeit auf Widerstand gestoßen; so versuchte König OTTO I. wohl auch unter diesem Gesichtspunkt, das Verhältnis zu den Stammesherzogtümern straffer zu gestalten und den jeweiligen Herzog zu einem Amtsträger herabzudrücken. Die Chance, die der Tod des alten Herzogs in Bayern hierzu bot, wollte sich OTTO I. nicht entgehen lassen.
Neben diesen schwelenden Unruheherden in Sachsen und Bayern war auch Herzog Giselbert von Lothringen ein unsicherer Zeitgenosse, dem man nachsagte, öfter die Siegel königlicher Schreiben zu mißbrauchen.
Auch in Franken war die Lage für den König nicht günstig. Herzog Eberhard, der Bruder König KONRADS I., war gegen einen sächsischen Lehensmann, der sich unbotmäßig gezeigt hatte, in strenger Selbstjustiz vorgegangen und hatte sich hiermit nicht nur den Zorn des Königs, sondern auch eigene strenge Bestrafung durch OTTO I. eingehandelt. Wie Wolfgang Giese gezeigt hat, war dies aber nur die sichtbare Spitze des Eisberges des unter der Wasseroberfläche verborgenen Konfliktes, der in der Rivalität zwischen den Sachsen und Franken begründet lag. Durch die 17-jährige Herrschaft König HEINRICHS I. war das Herzogtum Franken noch nicht fest mit der Regierung des LIUDOLFINGER-Königs und dem Stamm der Sachsen verbunden. Obwohl sich Widukind in dieser Frage bewußt in Schweigen hüllt, verrät er doch in einem Nebensatz den wahren Grund für den Konflikt zwischen Franken und Sachsen. Während des ersten Aufstandes des Königs-BrudersHeinrich, als der König ein feindliches Heer erwartete, wurde OTTO I.von vielen seiner Anhänger verlassen "nec ultra spes erat regnandi Saxones". Es ging also hier um die Königswürde, die, wie aus der Formulierung abzulesen ist, für den Stamm der Franken, und nicht für eine bestimmte Person (zum Beispiel Eberhard) zurückgewonnen werden sollte. Ein zweiter Gesichtspunkt zum Verständnis der Königswürde am Beginn der Regierungszeit OTTOS DES GROSSEN läßt sich aus Überlegungen um die Hintergründe der Aufstände des Königs-BrudersHeinrich eruieren: auf dem Höhepunkt der Krise versuchte OTTO DER GROSSE, ein Abkommen mit den Entführern seines Bruders zu erreichen. Im Auftrag des Königs handelte Erzbischof Friedrich von Mainz ein "pactum mutuum" aus. Wie Helmut Naumann dargelegt hat, handelte es sich bei diesem "pactum" um ein Abkommen, das die Gleichberechtigung der beteiligten Parteien vorsah. In beiden Fällen, in denen Erzbischof Friedrich von Mainz ein solches "pactum" aushandelte, bei der fränkischen Gegenbewegung und während des Liudolf-Aufstandes, stieß Friedrich beim König auf Ablehnung, da OTTO DER GROSSE die Gegenpartei als unter seinem königlichen Rang stehend einstufte, während Friedrich von der Gleichrangigkeit beider Parteien ausgegangen war. Die "Folie für jenes 'pactum' [bildete] der fränkisch-sächsische Gegensatz... Die in Grundsätzlicheiten verankerte Rivalität zwischen altem und neuem Königsvolk war durch die Maßnahme HEINRICHS I. und die Aachener Feier noch nicht egalisiert, sondern kam mit Eberhard noch einmal voll zum Durchbruch.
3. Heinrich im Kampf gegen Otto - der Aufstandsversuch
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Im Frühjahr 938 zog König OTTO nach Bayern, um dort die aufständischen Söhne Herzog Arnulfs zur Botmäßigkeit zu zwingen. Der König mußte den Feldzug jedoch ergebnislos abbrechen. Im Mai dieses Jahres berief er eine Versammlung des sächsischen Stammes nach Steele bei Essen ein, um die inneren Streitigkeiten zu klären. Die "pacis turbatores" erschienen jedoch trotz Aufforderung nicht, womit für jeden klar war, "contra regiam potestatem aliquid fecisse".
Die gemeinsame Gegnerschaft einte Thankmar und Eberhard. Die beiden brachten den jungen Heinrich in ihre Gewalt. Für Thankmar war sein Halbbruder zum Gegner geworden, weil Heinrich - wie wir oben schon erwähnt haben - Merseburg, einen Ort, der zum Besitz der Hatheburg gehört hatte, von seinem Vater übertragen bekommen hatte. Zugleich war der König zur Hilfeleistung für seinen jüngeren Bruder verpflichtet, so daß Thankmar und Eberhard ein Druckmittel gegen OTTO I. gewannen. Thankmar setzte sich auf der Eresburg fest und verwüstete von dort aus die Umgebung. Als OTTO vor die Burg zog, ging die Besatzung wegen der Übermacht des Königs zu diesem über und öffnete die Tore. Thankmar flüchtete in die Burgkirche und legte dort auf dem Altar seine goldene Kette und seine Waffen ab, um zu zeigen, dass er seine Ansprüche aufgab. Doch unter Verletzung des heiligen Ortes wurde er von einem seiner Männer getötet. Die von Thankmar getragene Aufstandsbewegung war mit dem Tod des Protagonisten - soweit wir dies in den Quellen verfolgen können - erledigt.
Thankmar hatte mit dem Ablegen seiner goldenen Halskette und seiner Waffen - einer "Devestitur" - auf seine Existenz als Krieger und als Königssohn verzichtet. Wie Schmid meint, kämpfte er für seine Rechte als Königs-Sohn, für einen Anteil an der Herrschaft, um den ihn sein Vater HEINRICH I. und sein Halbbruder OTTO I., wie er meinte, betrogen hätten.
Für den Außenstehenden scheint Heinrich zu dieser Zeit, als er sich im Gewahrsam Thankmarsund Eberhards befand, auf der Seite des Königs zu stehen. Nur unter einer derartigen Annahme ist die Gefangennahme Heinrichsverständlich, wenn die beiden Empörer hoffen konnten, mit der Entführung des Königs-Bruders den König, OTTO I., unter Druck zu setzen. Möglicherweise stellte sich im Verlauf der Gefangenschaft heraus, OTTO I. sei gar nicht traurig darüber, seinen Bruder in den Händen der Entführer zu wissen, da das Einvernehmen zwischen König und Königsbruder nicht gut war: auch Heinrich fühlte sich, wie im weiteren Verlauf der Ereignisse noch allseitig deutlich werden sollte, um die Herrschaft betrogen. Heinrich dürfte es jedoch nicht nur um einen Anteil an der Herrschaft gegangen sein, wie es Karl Schmid in seinem schon mehrfach zitierten Aufsatz annimmt. Die Betonung einer Geburt "in aula regali" wie bei Heinrichläßt sich eigentlich nur dahingehend ausdeuten, wenn man darin einen Anspruch auf die ungeteilte Herrschaft im Reich König HEINRICHS I. sieht, für den sich der junge Heinrich als der alleinige Nachfolger empfunden hat. Diese These läßt sich nicht nur durch das Argument stützen, daß keine Quelle jemals auch nur die Möglichkeit einer Teilung unter die beiden legitimen und dem Laienstand angehörenden Söhne König HEINRICHS I. in Erwägung zieht, sondern auch durch die Überlegung, dass der Plan Heinrichs bei seinem zweiten Aufstand, seinen Bruder OTTO I.zu ermorden, die Absicht deutlich macht, alleine zu regieren.
Nach dem Tode Thankmars bat der Franken-Herzog Eberhard seinen Gefangenen, den jungen Heinrich, um Verzeihung: er möge doch zwischen ihm, dem Franken-Herzog, und seinem Bruder, dem König, vermitteln. Heinrichund Eberhard näherten sich an und trafen geheime Absprachen, um einen neuerlichen Aufstand gegen den König gemeinsam anzuzetteln. Nachdem der junge Heinrich zu seinem Bruder, dem König, zurückgekehrt war, begab sich Eberhard zu OTTO I. und erlangte von diesem Verzeihung. Aus der Verbannung, die ihm als Strafe auferlegt wurde, durfte er schon bald zurückkehren.
Mit den Verschwörern war außerdem noch der Lothringer-Herzog Giselbert im Bunde, der nun die Gelegenheit sah, auf die er schon lange gewartet hatte, die Oberhoheit des ostfränkischen Königs abzuschütteln und selbst die Königskrone zu tragen, wobei Giselbert ein unabhängiges lothringisches Zwischenreich vorgeschwebt haben dürfte. Auch Eberhard ging es darum, die Königskrone für seinen Stamm - und für sich - zu erwerben. So benutzten beide den jungen Heinrich nur als Werkzeug, der "eo temporenimis adolescens fervens animo; et nimia regnandicupiditate illectus" war. Als Motor der neuen Aufstandsbewegung konnte sich Heinrich auf seine Gefolgsleute in Sachsen stützen.
Auf einem großen "convivium" in Saalfeld am Thüringer Wald gab Heinrich seine Absichten und Pläne bekannt. Auf Rat seiner Freunde begab sich der Königsbruder nach Lothringen, um auch dort Unterstützung zu gewinnen. Mit dieser Aktion schreckte Heinrich seinen Bruder auf, der ihm hinterhersetzte: Dortmund, das in der Hand der Leute Heinrichs war, öffnete dem König kampflos die Tore. Bei Birten, einem Ort südlich von Xanten, wollte König OTTO den Rhein überschreiten. Ein kleiner Teil der Truppen war bereits übergesetzt, als am jenseitigen Ufer Lothringer heranrückten und im Bewußtsein ihrer Übermacht sofort angriffen. Da König OTTO keine Schiffe zur Verfügung hatte, konnte er keinen Entsatz hinübersetzen. Trotzdem gelang es der kleinen königlichen Truppe am anderen Ufer, unter Ausnutzung des günstigen Geländes die Lothringer einzuschließen und zu besiegen. Die Anhänger des Königs schrieben den überraschenden Sieg der wundertätigen Wirkung der Heiligen Lanze zu, vor der sich der König zum Zuschauer verurteilt, im Gebet niedergeworfen hatte.
Dieser Sieg in den ersten Monaten des Jahres 939 war ein wichtiger psychologischer Erfolg für OTTO, der sich sofort bezahlt machte: Als sich zusammen mit der Siegesnachricht das Gerücht verbreitete, Heinrich sei gefallen (während er in Wirklichkeit nur eine Verwundung davongetragen hatte), ergaben sich in Sachsen die meisten Burgen des abtrünnigen Bruders. Heinrich selbst flüchtete in die Merseburg, die ihm treu geblieben war. Der König zog dem aufständischen Bruder nach und belagerte ihn. Nach zweimonatiger Belagerung gab Heinrich auf und konnte für sich und seine Gefolgsleute freien Abzug erreichen; OTTO I. brauchte in diesem Moment Entlastung, um sich gegen die Elbslawen wenden zu können, die die Unruhen im Reich genutzt hatten, um sich gegen die Herrschaft des Königs zu erheben. Trotz dieses Teilerfolgs war Sachsen für Heinrich und seine Anhänger verloren.
Auf der Suche nach neuen Bundesgenossen versuchten Giselbert und Heinrich bei den westfränkischen KAROLINGERN Unterstützung zu finden. Der Lothringer-Herzog und seine Grafen huldigten König Ludwig IV. Transmarinus. Der schwache KAROLINGER, den Giselbert bisher bekämpft hatte, erschien ihm als Oberherr weniger gefährlich als König OTTO; Ludwig IV. hingegen hoffte auf den Rückgewinn Lothringens. Der ostfränkische König parierte die Einmischung Ludwigs in Lothringen und schloß seinerseits ein Bündnis mit den innenpolitischen Gegnern Ludwigs. Doch neue Unruhen an der Elbgrenze, die OTTO zurückriefen, zwangen zum Rückzug.
Eberhard von Franken hatte sich bisher zurückgehalten. Die lange Dauer der Kämpfe, in denen sich der König nicht durchsetzen konnte, ließ ihm jetzt ein Eingreifen sinnvoll erscheinen, in der Meinung, bei dieser Lage der Dinge nur gewinnen zu können. Er besetzte die Festung Breisach, die eine hohe strategische Bedeutung hatte: die Burg lag geschützt auf einer Insel im Rhein und ermöglichte die Beherrschung des Elsaß; das Elsaß seinerseits bildete einen Sperriegel, der Herzog Hermann von Schwaben daran hinderte, in Lothringen eingreifen zu können. In dieser Situation bat König OTTO den Erzbischof Friedrich von Mainz, seinen Erzkanzler, zwischen ihm und dem abtrünnigen Eberhard zu vermitteln. Friedrich handelte das in der Forschung intensiv diskutierte "pactum mutum" aus, das OTTO DER GROSSEfür unter seiner Würde stehend ansah und ablehnte. Allerdings wurde jetzt die Lage für den König noch schwieriger: auch Erzbischof Friedrich und einige seiner Amtsbrüder verließen nun das Lager des Königs und vergrößerten die Schar ihrer Gegner. Eberhard, Giselbert und Heinrich hielten die Stunde für gekommen, die verlorene Anhängerschaft in Sachsen wiederzugewinnen, während sich der König vor Breisach aufhielt. Bei Andernach überschritten ihre Truppen den Rhein. Die beiden Herzöge Giselbert und Eberhard blieben noch am anderen Ufer zurück und vergnügten sich beim Würfelspiel. Da rückten die beiden Heerführer des Königs, die Grafen Udo und Konrad, rasch nach Andernach vor und konnten Giselbert und Eberhard überfallen, die beide ums Leben kamen. Mit deren Tod brach der Aufstand im Reich zusammen. Breisach kapitulierte, Friedrich von Mainz wurde in Gefangenschaft gesetzt. Nur Heinrich verharrte in seiner Auflehnung und versuchte bei der Witwe seines gefallenen Bundesgenossen, bei seiner Schwester Gerberga, Unterschlupf zu finden. Gerberga wies ihren Bruder jedoch ab. Schließlich fand HeinrichZuflucht beim westfränkischen König Ludwig IV., der sich nach Lothringen begeben hatte, um die Wirren im ostfränkischen Reich dazu zu nützen, seine Ansprüche auf das karolingische Stammland wieder zur Geltung zu bringen. Zudem wurde Ludwig der Schwager Heinrichs: er heiratete Gerberga, die Witwe Giselberts und Schwester König OTTOS I. und des jungen Heinrich. Doch als Ludwig dem starken Druck des ostfränkischen Königs weichen mußte und sich aus Lothringen zurückzog, blieb Heinrich nichts mehr anderes übrig, als sich dem König zu unterwerfen. Er bat um Verzeihung, die ihm auch gewährt wurde.
König OTTO wies seinem Bruder einige feste Plätze in Lothringen als Sitz an und übertrug ihm auch verwaltende Aufgaben, vielleicht sogar die Stellung eines Herzogs. Heinrichverstand es jedenfalls, sich in Lothringen rasch unbeliebt zu machen, und mußte das Herzogtum verlassen. In Sachsen konnte sich der junge Heinrich weiterhin, wie der Gang der Dinge zeigt, auf eine gewisse Anhängerschaft stützen, die durch die Zahl der Unzufriedenen in den Marken noch zunahm.
Der Slawenkrieg war während all dieser Ereignisse ununterbrochen weitergegangen. Die Truppen rieben sich durch den ständigen Kampf mehr und mehr auf, die Entlohnung, aus den nur sporadisch eingehenden Tributen finanziert, erfolgte dementsprechend unregelmäßig. Meuterungspläne machten die Runde im Heer, die Heinrich, der diese Vorgänge aufmerksam beobachtet hatte, noch anschürte. Es gelang ihm, fast alle Vasallen der Ostmark auf seine Seite zu bringen. Man plante, am Osterfest 941 OTTO I. zu ermorden und Heinrichan dessen Stelle zum König zu erheben. Dieses Vorhaben wurde aber verraten. Der König schützte sich mit Leibwächtern und hielt hiermit die Verschwörer ab, überhaupt an die Verwirklichung ihres Vorhabens zu gehen. Nach dem Osterfest ließ König OTTO die Verschwörer festnehmen und hinrichten; Heinrichwurde jedoch nur gefangengesetzt. Der Königs-Bruder konnte am Weihnachtstag 941 fliehen und fiel OTTO I. vor die Füße, als der König gerade auf dem Weg in die Christmette war, und bat um Verzeihung.
Wir können nunmehr nach der ausführlichen Darstellung der Rebellion Heinrichs resümieren, daß zum ersten dieser Königsbruder einen ungeheuer starken Antrieb verspürt haben muß, sich die ungeteilte Herrschaft zu sichern. Es ging ihm allerspätestens beim zweiten Aufstand, wahrscheinlich aber schon beim ersten darum, für sich die ungeteilte Herrschaft zu erringen. Anders ist ein Mordplan, wie er zum Osterfest 941 geschmiedet wurde, einfach nicht zu verstehen. Die Teilung der Herrschaft nach dem Vorbild der KAROLINGER stand jetzt nicht mehr zur Diskussion. Als zweites Ergebnis wollen wir festhalten, daß die Anhängerschaft Heinrichsin Sachsen zu ihm, ihrem Anführer, Bindungen gehabt haben muß, die über den Vorteil des Augenblicks hinausgingen. Nur so ist es zu verstehen, daß diese Anhänger Heinrich auch nach der Niederlage von Birten stützten, und sie sofort wieder für ihn bereitstanden, wenn der Druck des Königs auch nur etwas nachgelassen hatte.
Diese Feststellungen lassen den Rückschluß sehr wahrscheinlich erscheinen, daß Heinrich von diesen seinen Anhängern auch schon bei den Vorgängen um die Königswahl 936 unterstützt worden ist. OTTO ist wohl von einer sächsischen Wahlversammlung als der reifere und besonnenere anerkannt worden. Heinrichhingegen und seine Anhänger konnten sich wegen der vorausgegangenen Designation des Vaters für OTTO I. auf eine gewisse Befangenheit berufen. Auch die eigentlich unverständlich große Nachsicht, die König OTTO gegenüber seinem Bruder geübt hat, der ihm immerhin nach dem Leben getrachtet hatte, läßt sich im Grunde nicht anders erklären, als daß der König nicht leugnen konnte, HeinrichsAnsprüche seien in gewisser Weise doch berechtigt. In diesem Sinne können wir die außerordentliche Vertrauensstellung Heinrichs beim König in späteren Jahren besser verstehen.
4. Heinrich als Herzog von Bayern
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Herzog Berthold von Bayern hatte sich am Kampf gegen die Gegner des Königs nicht beteiligt, weder auf der einen noch auf der anderen Seite, ganz im Gegensatz zu Herzog Hermann von Schwaben, der in der Forschung als zuverlässige Stütze des Königs gilt. Doch auch die "wohlwollenden Neutralität" des Bayern-Herzogs wurde von OTTO mit dem Angebot belohnt, die Königs-Tochter Gerberga oder deren Tochter zur Gemahlin zu empfangen: hierbei mag König OTTO I. zugleich das Motiv bewegt haben, sich Berthold für die Zukunft mit neu geschaffenen verwandtschaftlichen Banden stärker zu verpflichten. Berthold entschied sich für das junge Mädchen, das jedoch bald nach der Verlobung gestorben sein dürfte. Herzog Berthold schwenkte in den folgenden Jahren in seiner Ungarn-Politik ganz in die sächsische Abwehrfront ein: die Vertrags- und Friedenspolitik Herzog Arnulfs fand keine Fortsetzung. Auf ihren Beutezügen in das Reich hatten die Ungarn in den Jahren 937 und 938 Bayern friedlich durchziehen können - vielleicht waren sie sogar von Eberhard, dem Sohn Herzog Arnulfs, ins Land gerufen worden. Die ungarischen Reiterhorden erwarteten deshalb möglicherweise auch im Jahr 943, wieder ohne Widerstand durch Bayern ziehen zu können: Eine solche Erwartungshaltung würde den Sieg Bertholds über die Ungarn in diesem Jahr erleichtert haben.
Herzog Berthold hinterließ bei seinem Tod im Jahr 947 einen Sohn namens Heinrich, der als "Heinrich der Jüngere" eine wichtige Rolle in den Kämpfen Herzog Heinrichs des Zänkers mit Kaiser OTTO II.spielen sollte. Dieser Sohn Bertholds muß jedenfalls 947 noch sehr jung gewesen sein, da sein Vater im Jahr 939, als ihm die Witwe Gerberga bzw. deren Tochter zur Gemahlin angeboten wurde, noch unvermählt gewesen ist. Die Gelegenheit war somit jetzt günstig, das Herzogtum Bayern neu zu besetzen, ohne diesen Erben berücksichtigen zu müssen:König OTTO I. ernannte seinen Bruder Heinrich zum neuen Herzog in Bayern. Spätestens zu diesem Zeitpunkt wird OTTO I. sich endgültig mit Heinrich ausgesöhnt haben, wozu - wenn man den Berichten Widukinds und Hrotsviths Glauben schenken will - die Königin Mathildevermittelnd beigetragen haben soll.
Heinrich als Herzog in Bayern einzusetzen, war sicherlich nicht unwesentlich dadurch erleichtert, dass der Königsbruder mit Judith, der Tochter Herzog Arnulfs des Bösen, vermählt war: die LUITPOLDINGER waren somit bei der Neubesetzung des Herzogtums nicht völlig übergangen, und König OTTO I. konnte eher mit der Zustimmung des bayerischen Stammes zu seinem Bruder als Herzog rechnen. Doch wie die Ablehnung, auf die Heinrichwährend der Zeit des Liudolf-Aufstandes stieß, zeigen sollte, war diese Überlegung eine Fehlkalkulation.
Die Forschung hat bisher hauptsächlich bei dieser Besetzung des bayerischen Herzogtums mit dem jungen Heinrichden Aspekt gesehen, König OTTO habe hiermit das Ziel verfolgt, die Herzogtümer in eine engere Verbindung zur Königsfamilie zu bringen, und hiermit zugleich ein Unabhängigkeitsstreben der Stammesherzöge, wie es sich unter König HEINRICH I. und auch in den ersten Regierungsjahren OTTOS I. gezeigt hatte, vorzubeugen und auf diese Weise seine eigene Herrschaft besser abzusichern.
Wir haben bereits den Beginn der Regierungszeit König OTTOS betrachtet und dabei beobachtet, wie OTTOin dieser Anfangsphase seiner Regierungszeit keineswegs darauf achtete, Verwandte in wichtige Ämter bevorzugt einzusetzen; als Auswahlkriterium in dieser ersten Phase der Regierungszeit OTTOS DES GROSSEN war die Eignung der betreffenden Person für das zu vergebende Amt entscheidend. Dieses politische Handeln OTTOS I. hatte jedoch zu Krisen und Aufständen geführt, für die die Namen Thankmar, Wichmann der Ältere, Ekkardus filius Liudolfi und Heinrich stehen. OTTO DER GROSSE mußte sein Vorgehen diesen Gegebenheiten anpassen, wollte er nicht weitere Schwierigkeiten riskieren. Hiermit beginnt die zweite Phase der Regierungszeit OTTOS DES GROSSEN, die Phase der "bewußten Familienpolitik", die hier ebenfalls nur kurz mit einigen Namen angerissen sei, da wir die genaueren Umstände noch kennenlernen werden. So verlobte König OTTO I. seinen Sohn Liudolf im Jahre 940 mit Ida, der einzigen Tochter Herzog Hermanns von Schwaben. Sein zweites Kind, die Tochter Liudgard, vermählte er mit seinem getreuen Paladin Konrad dem Roten, der schon zuvor zum Herzog von Lothringen erhoben worden war.Liudolf folgte übrigens seinem Schwiegervater nach dessen Tod im Herzogtum Schwaben nach. Und Heinrich wurde, wie wir eben gesehen haben, zum Herzog von Bayern gemacht, nachdem zu Beginn dieser Phase der "bewußten" Familienpolitik der Versuch gescheitert war, ihm in Lothringen eine Position zu verschaffen.
Die Familienpolitik OTTOS DES GROSSEN war somit nicht so sehr Ausfluß einer klugen Taktik des Königs, sondern genauso, ja eigentlich viel mehr die Folge des alten, fest verwurzelten Grundsatzes der Verwandtenbevorzugung, den wir latent als postulierte Leitlinie schon mehrfach fassen konnten. Das Prinzip, die Verwandten zu bevorzugen, zwang auch OTTO DEN GROSSEN dazu, seine eigenen Familienangehörigen in wichtige Schlüsselpositionen zu setzen, um für die Zukunft derartigen Aufstandsbewegungen vorzubeugen, wie sie für die ersten Regierungsjahre König OTTOS I. kennzeichnend sind. Gerade OTTOS BruderHeinrichwar am stärksten durch die Einführung der Individualsukzession betroffen worden, und er fand nun Ersatz für den Ausschluß von der Herrschaft über das Reich. Um diesen Gedankengang mit einem Ausblick abzuschließen, sei hier noch angemerkt, daß sich aus dieser Besetzungspraxis in der folgenden Zeit der sogenannte Reichsfürstenstand entwickelte, der durch zahlreiche verwandtschaftliche Bande sowohl untereinander als auch mit dem Königshaus verbunden war.
Herzog Heinrich verfolgte die ungarnfeindliche Politik seines Amtsvorgängers, Herzog Bertholds, weiter. 948 siegte er über die Ungarn, im folgenden Jahr erlitt er jedoch eine Niederlage. Ein weiteres Jahr später wagte er trotz dieses Rückschlages ein Offensivunternehmen: er stieß mit seinem Heer bis zur Theis in das Gebiet der Feinde vor, schlug die Ungarn in zwei Treffen, erbeutete bei der Plünderung (er ahmte hier die Raubmethoden der Ungarn nach) reiche Schätze und machte viele Gefangene.
Heinrich fügte sich mit diesen Aktionen in die Linie der Ostpolitik OTTOS DES GROSSEN ein: Sicherung der Ostgrenze durch militärische Aktionen und Christianisierung. Es zeigt sich aber auch das hohe Maß an Freizügigkeit, das der König seinem Bruder gewährte: ist doch eine selbständige Außenpolitik stets ein Zeichen für die hohe Selbständigkeit der Herzöge.
5. Heinrich und der Liudolfaufstand
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In den Ungarnzügen hat die Außenpolitik Herzog Heinrichs ihre einzige Ausformung erreicht. Heinrich setzte auch die traditionelle Italienpolitik seines Schwiegervaters, Herzog Arnulfs, der 933/34 versucht hatte, für seinen Sohn Eberhard die langobardische Königskrone zu erlangen, fort und nahm 950 auf einem Feldzug Aquileia ein. In einer neueren Untersuchung von Günther Wolf wurde vermutet, Heinrich habe eine derartige Politik mit dynastischen Ansprüchen seiner Gemahlin Judith rechtfertigen können, da diese möglicherweise mit den Markgrafen von Friaul verwandt war.
Herzog Heinrich kam allerdings hierbei mit seinem Neffen Liudolf ins Gehege. Der einzige Sohn OTTOS DES GROSSEN, der zur damaligen Zeit auch präsumptiver Thronfolger war, hatte 950 die Nachfolge seines verstorbenen Schwiegervaters im Herzogtum Schwaben angetreten. Durch seine Gemahlin Ida, die Tochter Herzog Hermanns von Schwaben, war Liudolf auch in der Tradition der schwäbischen Herzöge eingetreten, die ebenfalls schon im langobardischen Königreich Einfluß genommen hatten. Die Heirat mit Ida hatte Liudolf darüberhinaus noch deren enge verwandtschaftliche Bindungen nach Italien eingebracht, die bei einem Vergleich mit den Ansprüchen Heinrichsaus seiner Ehe mit Judith als gewichtiger eingestuft werden müssen.Idawar die Stiefschwester der Königin Bertha, der Gemahlin König Rudolfs II. von Hoch-Burgund (der auch König in Italien geworden war), in zweiter Ehe dann mit König Hugo von Italien vermählt. Aus der burgundischen Ehe Berthas war Adelheidhervorgegangen, die von ihrem Stiefvater Hugo mit dessem Sohn, König Lothar von Italien, verlobt und verheiratet worden war und nun in der Gefangenschaft Berengars saß. Darüber hinaus stammte Ida ebenso wie Heinrichs Gemahlin Judith von den Markgrafen von Friaul, italienischen Nachfahren KARLS DES GROSSEN, ab. Auch Liudolf könnten somit verwandtschaftliche Gründe zu seinem Eingreifen in Italien bewogen haben.
So unternahm Liudolf ein Jahr nach seinem Onkel Heinrich einen Italienzug. Der Continuator Reginonis berichtet uns, Liudolf sei auf erhebliche Schwierigkeiten gestoßen: der Onkel Heinrich von Bayern hatte gegen seinen Neffen intrigiert, so daß Liudolf vor jedem Stadttor um seine Aufnahme betteln mußte. Als Motiv für dieses Handeln Herzog Heinrichs gibt der Continuator an, der Bayern-Herzog sei neidisch auf die Ehren gewesen, die Liudolf durch den Italienzug habe erwerben wollen. In dem schon mehrfach angesprochenen Aufsatz von Gunther Wolf ist gegen die Motivierung, die der Continuator nennt, als wirklicher Grund vermutet worden, es sei mit dem Zug Liudolfs zu einer Interessenkollosion zwischen Heinrich und Liudolf bei ihren jeweiligen Ansprüchen auf Italien gekommen. Wolf stützt seine These mit dem Hinweis auf eine Nachricht, die der Priester Gerhard in seiner Vita des heiligen Ulrich überliefert hat; in dieser Nachricht ist von Streitigkeiten zwischen Heinrichund Liudolfbei der Abgrenzung der jeweiligen Einflußbereiche die Rede. Das von Gerhard nicht näher genannte Gebiet, wegen dem es zu Streitigkeiten gekommen ist, interpretiert Wolf als Italien in Zusammenschau mit der gut bezeugten Rivalität der süddeutschen Herzöge um das langobardische Königreich.
Die weiteren Ereignisse in Italien in den Jahren 951 und 952 sollen hier nur kursorisch gestreift werden: OTTO DER GROSSE zog nach Italien, dehnte seinen Herrschaftsbereich auf das Königreich der Langobarden aus und hielt um die Hand Adelheidsan. Nach der Hochzeit in Pavia sandte OTTOeine Gesandtschaft nach Rom, um über die Kaiserwürde zu verhandeln. Diese Gespräche scheiterten jedoch. Als alarmierende Nachrichten OTTOnach Deutschland zurückriefen, begnügte sich OTTO damit, seinen Anspruch auf die Kaiserkrone angemeldet zu haben, und ließ Konrad den Roten, den Herzog von Lothringen, in Italien zurück, der die endgültige Stellung des Landes klären sollte.
Heinrich von Bayern rückte nun bei König OTTO in eine enge Vertrauensstellung auf, die - soweit wir dies aus den Andeutungen der Quellen entnehmen können - dem Bayern-Herzog die gewichtigste Stimme im königlichen Rat einräumte. Zu diesem neuen Rang trug insbesondere die Gunst Adelheids, nunmehr zweiten Gemahlin OTTOS I., bei, die Heinrich rasch für sich einnehmen konnte. Liudolfund Konrad der Rote, die bisher in einer engen Vertrauensstellung zum König gestanden hatten, sahen sich aus dieser ihrer Teilhabe an der Reichsregierung verdrängt. Wie wir aus den Beteuerungen von Liudolfund Konrad während des Liudolf-Aufstandes wissen, richtete sich der Zorn der beiden auch nicht gegen denKönig OTTO I., sondern gegen dessen Bruder Heinrich von Bayern, der der Nutznießer der Neustrukturierung des königliches Rates war.
Die Ereignisse des Liudolf-Aufstandes und seine nicht aufklärbaren Rätsel sollen in dem späteren Kapitel überLiudolfund Konrad behandelt werden. In unserem jetzigen Zusammenhang sei hier nur darauf verwiesen, daß sich im Verlauf des Liudolf-Aufstandes zeigte, wie wenig Rückhalt der Herzog aus dem sächsischen Geschlecht der LIUDOLFINGER im bayerischen Stamm gefunden hatte. Die Bayern im Heer OTTOS I.fielen nach einiger Zeit von der königlichen Partei ab, als erkennbar war, dass der König den Aufstand nicht so einfach werde meistern können; zudem hatte Liudolf in Bayern, das sich seiner Partei anschloß, einen zuverlässigen Rückhalt. Noch nachdem sich Liudolf und Konrad ergeben hatten, verharrte Bayern im Aufstand. Die Feindschaft der LUITPOLDINGER gegen Heinrich von Bayern ging sogar soweit, ihre eigene Schwester Judith, die Gemahlin des ungeliebten Herzogs, mit ihren Kindern aus dem Land zu vertreiben.
Erst im Frühjahr 955 gelang es OTTO, das aufrührerische Bayern wieder zur Anerkennung seiner Herrschaft zu bewegen. Einen letzten Nachklang der Antipathie der LUITPOLDINGER gegen die Herrschaft der sächsischen Könige sieht die Forschung in Person und Handeln Bertholds von Reisenburg, einem Enkel Herzog Arnulfs, der den Ungarn vor der Lechfeldschlacht das Heranrücken der Truppen König OTTOS verriet.
6. Heinrichs Tod und die Regentschaft Judiths
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Herzog Heinrich verschwindet schon während des Liudolfaufstandes aus dem Blickwinkel unserer Quellen. Eine alte Verletzung - er soll sie während des ersten Aufstandes gegen seinen Bruder, König OTTO I., vor Birten erlitten haben - machte ihm zu schaffen. Auch an der Lechfeldschlacht konnte er nicht mehr teilnehmen. Am 1. November 955 starb Heinrichund wurde im Kloster Niedermünster zu Regensburg beigesetzt.
Heinrich hinterließ einen 4-jährigen Sohn, der den väterlichen Namen erhalten hatte und später einmal als Herzog Heinrich der Zänker in die Geschichte eingehen sollte. Diesem unmündigen Sohn wurde das Herzogtum Bayern übertragen; seine Mutter Judith übernahm die Regentschaft. Die Witwe Heinrichs von Bayern hatte sich ja, wie wir schon gesehen haben, ganz gegen ihre Verwandten von der Seite ihrer Eltern gestellt und voll die Politik ihres Gemahls mitgetragen: als einzige Angehörige der LUITPOLDINGER stand sie während des Liudolf-Aufstandes auf der Seite des Königs und mußte diese Haltung mit der Vertreibung durch ihre Brüder bezahlen. Zu Lebzeiten ihres Mannes ist keine Einflußnahme Judiths auf irgendwelche politische Vorgänge bekannt. Aber für OTTO bot sich in der Einsetzung des kleinen Heinrich und der damit verbundenen Anerkennung der Regentschaft Judiths, wie es scheint, die Gewähr, daß die Politik seines Bruders Heinrich fortgesetzt würde. Hadwig, eine Tochter Judiths, heiratete in traditioneller Fortsetzung ottonischer Ehebündnisse den Nachfolger Liudolfs im Herzogtum Schwaben, Burchard II., der ein Sohn des 926 in Italien gefallenen Herzog Burchard I. war. Leider kann man den Zeitpunkt der Eheschließung nicht feststellen; möglicherweise ist die Heirat noch unter Heinrich von Bayern geplant oder sogar geschlossen worden.
Über die Regentschaft der Judith wissen wir so gut wie nichts. Sie tritt in den Urkunden für Bayern auf, meist mit dem Titel "domina" ausgezeichnet. Mit an der Leitung des Herzogtums Bayern beteiligt war Bischof Abraham von Freising, mit dem Judith anscheinend in einem engen Vertrauensverhältnis gestanden hat, das die Phantasie einiger Leute zu der Vermutung anregte, zwischen Judith und Bischof Abraham könne noch in anderen Bereichen enger Kontakt bestanden haben. Die Herzogs-Witwe zog sich, als ihr Sohn Heinrich großjährig geworden war, wie viele adlige Frauen im Witwenstand in ein Kloster zurück und widmete sich dort der Aufgabe, durch das Verrichten guter Taten für das sündhafte Leben ihres Ehegatten zu sühnen. Sie starb nach 985 im Kloster Niedermünster zu Regensburg, in dem auch ihr Gatte beigesetzt worden war.
7. Zusammenfassende Würdigung Heinrichs von Bayern
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Der junge Heinrich dürfte für den neugekrönten König OTTO I. der schwierigste Gegner in dessen ersten Regierungsjahren gewesen sein. Wenn man den Quellen Glauben schenken darf, die wir freilich mit Vorsicht lesen müssen, so hatte Heinrich durchaus keine schlechten Chancen, selbst die Herrschaft über das ostfränkisch-deutsche Reich anzutreten. Denn er stammte von einem König ab und fühlte sich zurückgesetzt; seine zahlreichen Anhänger befähigten ihn auch machtmäßig, nach dem Königsthron zu streben, selbst dann noch, als sein Bruder schon längst gekrönt war.
Auch König OTTO I. muß Heinrich eine gewisse Berechtigung, einen Anteil an der Herrschaft zu fordern, zuerkannt haben. Anders läßt sich die schier unglaubliche Langmut des Königs gegenüber seinem Bruder einfach nicht erklären, der ihm immerhin nach dem Leben getrachtet hat. Diese Haltung OTTOS hat ja auch schon die Zeitgenossen überrascht.
Die Übertragung des Herzogtums Bayern an den Bruder Heinrich durch König OTTO I. läßt sich nicht allein aus dem Motiv, die Königsherrschaft dadurch besser abzusichern, daß die königsferneren Herzogtümer an Mitglieder der Familie OTTOS I. vergeben werden, erklären, sondern viel besser aus der Verpflichtung des Königs, für die Mitglieder seiner Familie, die durch Individualsukzession von der Herrschaft ausgeschlossen werden, angemessene Tätigkeitsbereiche als Ersatz zu schaffen.OTTO DER GROSSE war zu diesen Maßnahmen nicht so sehr durch die Absicht bewogen worden, seine Herrschaft zu stabilisieren, sondern war vielmehr in diese Politik gedrängt und gezwungen worden.
Durch das gleiche Motiv bedingt, kann man auch die verstärkte Einbeziehung Herzog Heinrichs an der Teilhabe am Reich erklären, die Heinrich die Rolle des führenden Ratgebers einbrachte und so die Beziehung König OTTOS zu seinem Sohn und Thronfolger Liudolf belastete: diese Spannung entwickelte sich zum Bruch im Aufstand Liudolfs. Eigentlich blieb das Problem trotz der Unterwerfung Liudolfs ungelöst: nur der Tod der Hauptakteure in den folgenden Jahren bewahrte König OTTO I. davor, sich mit einem erneuten Aufstand auseinandersetzen zu müssen.

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Bronnen

  1. Bienvenue sur les pages persos des Freenautes, AUREJAC.GED, http://arnaud.aurejac.free.fr / n/a
  2. bright.ged, Brower, Maitland Dirk
  3. http://vandermerwede.net/
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Over de familienaam Sachsen-Ludolf


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Richard Remmé, "Genealogy Richard Remmé, The Hague, Netherlands", database, Genealogie Online (https://www.genealogieonline.nl/genealogie-richard-remme/I27747.php : benaderd 4 mei 2024), "Heinrich I von Sachsen-Ludolf Hertog van Lotharingen en Beieren (± 919-956)".