Genealogy Richard Remmé, The Hague, Netherlands » Hermann I von Meißen Markgraf von Meißen (± 980-1038)

Données personnelles Hermann I von Meißen Markgraf von Meißen 

Source 1

Famille de Hermann I von Meißen Markgraf von Meißen

Waarschuwing Attention: Femme (Regelinda [Piast] of Poland) est aussi son cousin.

Il est marié avec Regelinda [Piast] of Poland.

Ils se sont mariés environ 1003.


Notes par Hermann I von Meißen Markgraf von Meißen

Mittelalter DE.dir Markgraf von Meißen (1009-1038)
------------ Markgraf der Ober-Lausitz (1004-1007)
um 980-1.11.1038 Graf im Hassegau (1028-1038)
Graf in Bautzen (1007-1038)
Ältester Sohn des Markgrafen Ekkehard I. von Meißen und der Suanehild Billung von Sachse , Tochter von Herzog Hermann
Lexikon des Mittelalters: Band IV Spalte 2160
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Hermann, Markgraf von Meißen
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+ 1038
Aus der Familie der EKKEHARDINER
Sohn Ekkehards I. und der Schwanhild
Nach der Ermordung des Vaters (+ 30. April 1002) mit Reglindis, der Tochter des Boleslaw Chrobry, vermählt. Während die Markgrafschaft an Hermanns Onkel Gunzelin überging, blieb Hermann und sein Bruder Ekkehard II. zunächst im wesentlichen auf ihre Eigengüter beschränkt. Nach einer FehdeHermannsmit seinem - auch des Paktierens mit Polen bezichtigten - Onkel Gunzelin wurde dieser 1009 durch ein Fürstengericht abgesetzt, und Hermannerhielt die Markgrafschaft. Sein politisch-militärisches Handeln stand überwiegend im Zeichen der Abwehr der Angriffe Polens gegen die Mark Meißen, deren Besitz er in einer Reihe von Kämpfen sichern konnte. Mehrmals versuchte er, zwischen dem deutschen König und seinem Schwiegervater zu vermitteln. In seinen letzten Regierungsjahren, die aufgrund des Friedensschlusses zwischen KONRAD II. und Mieszko II. von Polen (1031) friedlicher verliefen, konnte der Markgraf erst Ansätze des Landesausbaus einleiten. Bereits 1028 ließ Hermanndas Bistum Zeitz auf das ekkehardinische Allod Naumburg verlegen und mit Eigengut reich ausstatten - ein bemerkenswerter, die herausragende Stellung der Familie dokumentierender Vorgang, dessen Gedächtnis die Stifterfiguren des Naumburger Westchores (13. Jh.), unter ihnen die "primi fundatores" Hermann und Regelindis, wachhielten.
Literatur:
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NDB VIII, 637f. Siehe Ekkehardinger, Meißen und Naumburg.

Auf Intervention der Königin Kunigunde, des Erzbischofs Tagino von Magdeburg und auf Rat der Fürsten wurde Hermannnach Gunzelins Absetzung als Markgraf eingesetzt. Schon seit 1004 lag die Schutzherrschaft über Bautzen im Milzener Land in seiner Hand. 1007 entbrannte erneut der Krieg gegen Herzog Boleslaw von Polen, der sogleich in die Gaue Zara (Sorau) und Selpuli und in die Lausitz einfiel und sie verwüstete. Er drang bis nach Bautzen vor, das er eroberte. Am Feldzug seines Stiefbruders Gero II. von 1015 nahm er nicht teil, geleitete aber zusammen mit seinen Brüdern Ekkehardund Guntherdessen Leiche nach dem Kloster Nienburg. Er beschwor 1018 den Frieden von Bautzen mit Polen und half 1028 Kaiser KONRAD II. bei der Rückgewinnung aller verlorenen Gebiete und bekam Ober-Lausitz-Bautzen wieder. Er stand in Thüringen gegen die Grafen von Weimar-Orlamünde, plünderte Weimar und stritt jahrelang mit Bischof Thietmar von Merseburg, dem berühmten Chronisten, um Forstrechte bei Rochlitz und anderen Fragen. Seit 1032 führte sein Bruder Ekkehard die Geschäfte.
Patze Hans: Seite 109
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"Die Entstehung der Landesherrschaft Thüringen"
Markgraf Hermann gebietet in Schkeuditz, in Groitzsch (? südlich Leipzig) und Ouszarin (unbekannt) im Burgward Schkölen. Beide Orte gehörten zum pagus Scudizi, der sich in großem Bogen von Schkeuditz (westlich Leipzig) bis zum Mittellauf der Zwickauer Mulde hinzog. Vom Hochseegau gehörte der Burgward Wallhausen mit dem Ort Röblingen zu seiner Grafschaft.
Lüpke Siegfried:
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"Die Markgrafen der sächsischen Ostmarken in der Zeit von Gero bis zum Beginn des Investiturstreites (940-1075)"
Bei der Erwerbung der Mark Meißen durch Guncelin war der nächstberechtigte Nachfolger Ekkehards I. verdrängt worden: Hermann, der älteste Sohn des großen Markgrafen. Es ist schwer, die Stellung Hermanns während der Amtszeit Guncelins genauer zu bestimmen, da sein Verhalten verschieden gedeutet werden kann. So ist es nicht unbedingt von der Hand zu weisen, dass er im ersten Zorn über den Verlust der Mark zu Boleslaw hinneigte. Seine Heirat mit dessen Tochter, die wahrscheinlich 1002 erfolgte, kann jedenfalls in diesem Sinne aufgefaßt werden. Trotzdem war er durch die Lage der Dinge auf den deutschen König angewiesen, da er durch die Gegnerschaft zu Guncelin auch zu dessen Stütze Boleslaw in Gegensatz treten mußte. So ist es vielleicht zu verstehen, dass Hermannschon 1004 das Gebiet um Bautzen übertragen wurde. Das war der erste Schritt zum Erwerb der Meißener Mark. War das Bautzener Gebiet auch nicht umfangreich, so war es doch durch seine Lage bedeutungsvoll, denn durch den Besitz dieser Stadt, die Meißen östlich vorgelagert ist, wurde Hermann zum eigentlichen Schützer des Reiches in dieser Gegend. Daraus erklärt sich auch die Bezeichnung Hermanns als Markgraf durch Thietmar noch vor der Übertragung der ganzen Mark Meißen. Ganz sicher aber ist die Übertragung Bautzens ein Beweis des königlichen Vertrauens. Daran änderte auch der abermalige Verlust der Stadt, der nur wenige Jahre später erfolgte, nicht das Geringste. 1007 erklärte Hermannauf königlichen Befehl Polen den Krieg, sehr zum Schaden des Reiches. Sofort verwüstete Boleslaw den Gau Moraziani und besetzte die Lausitz. Darauf belagerte er Bautzen. Vergeblich eilte Markgraf Hermann nach Magdeburg, um die Fürsten zur Hilfeleistung zu bewegen. Er erreichte nichts. Bautzen wurde zur Ergebung gezwungen und blieb nun fast zweieinhalb Jahrzehnte unter polnischer Herrschaft. Bald nach der Absetzung Guncelins erhielt Hermann (1009-1038) die Belehnung mit der ganzen Mark Meißen. Der König scheint mit dieser Belehnung gezögert zu haben, da Hermann sich - wenn auch in Abwehr der Angriffe Guncelins - des Landfriedensbruches schuldig gemacht hatte. Vielleicht hat er schon die Absicht gehabt, die später HEINRICH IV. ausführte, Meißen an die WETTINER zu übertragen, denn vor der Belehnung Hermanns wird ein Graf Friedrich von Eilenburg aus dem Hause WETTIN als Schützer der Stadt erwähnt. Trotzdem ließ sich der König durch seiner Gemahlin und des Erzbischofs Tagino Bitten schließlich dazu bewegen, Meißen den EKKEHARDINERN zurückzugeben. Fortan war Hermann als getreuer Lehensmann seines Königs und Kaisers bemüht, das ihm anvertraute Gebiet in Angriff und Verteidigung gegen polnische Raubgier zu schützen. Mit wachsendem Erfolg haben die Grenzwächter in jener Zeit mit dem kriegstüchtigen Boleslaw die Waffen gekreuzt, und fast immer war Markgraf Hermann unter den Vorkämpfern für die deutsche Sache zu finden. Der Feldzug von 1010, der im wesentlichen ein Verwüstungszug war, ist bereits oben, im Zusammenhang mit der Geschichte Geros II., dargestellt worden. Hier mag nur erwähnt werden, dass Hermann den ganzen Zug mitgemacht hat und nach der Erkrankung des Königs und des Magdeburger Erzbischofs neben Gero II. und anderen Fürsten als Heerführer erscheint. Im Frühjahr 1015 weilte Hermann einige Zeit in Polen bei Boleslaw, ohne dass der Zweck seines Besuches klar wird. Thietmar erzählt nur, dass Kaiser HEINRICH II., der sich im April in Merseburg aufhielt, den Markgrafen mit großer Ungeduld erwartet habe. Bei diesem Empfang hatte Hermann die Gelegenheit, den polnischen Gesandten Stoignew der Lüge zu überführen. Den verhängnisvollen Feldzug von 1015, der Gero II. und vielen Tapferen das Leben kostete, scheint Hermannnicht mitgemacht zu haben. Wir hören nur, dass er die Leiche des gefallenen Markgrafen, der sein Stiefbruder war, in Meißen aus Bischof Eids Händen empfing, um sie nach Nienburg zu geleiten. Dann aber eilte er auf des Kaisers Befehl nach Meißen zurück. Es war höchste Zeit, denn Miseko, Boleslaws Sohn, griff bereits die Stadt an. Am 13. September ging die Unterstadt in Flammen auf, und nur mit äußerster Anstrengung gelang es, Burg und Oberstadt zu halten. Sofort ließ HEINRICH II.die verbrannte Unterstadt wieder aufbauen. Dabei waren auch Erzbischof Gero von Magdeburg und die Bischöfe Arnulf von Halberstadt und Thietmar von Merseburg zugegen. Der König aber sandte seinem Markgrafen eine Verstärkung seiner Besatzung als Hilfe. Auch 1017 fand ein Feldzug gegen Polen statt, an dem Hermann beteiligt war. Als recht hinderlich erwies sich hierbei die Bundesgenossenschaft der heidnischen Liutizen. Als ein Lehensmann des Markgrafen Hermann ein mitgeführtes Götterbild durch eine Steinwurf durchlöcherte, mußten die aufgebrachten Heiden durch eine Geldsumme beruhigt werden. Und als dann beim Muldenübergang ein anderes Götterbild ins Wasser fiel und verloren ging, sahen sie darin ein ungünstiges Vorzeichen für die bevorstehenden Kämpfe. So wurde den Deutschen ein entscheidender Erfolg versagt. Es blieb bei der wechselseitigen Beraubung und Verwüstung. Mehr erfahren wir nicht. Am 30. Januar 1018 wurde in Bautzen Frieden geschlossen "auf Herzog Boleslaws beständiges Bitten", wie Thietmar etwas schönrednerisch sagt. Erzbischof Gero, Bischof Arnulf, Markgraf Hermann und andere waren von HEINRICH II. als Unterhändler entsandt worden. Aber die Bedingungen, die sie erlangten, waren nicht "wie es sich ziemte, sondern so wie es damals geschehen konnte". Daraus ist zu entnehmen, dass dieser Friede keinen oder nur ganz geringen Landgewinn brachte. Das wird durch den Bautzener Frieden von 1031 bestätigt. Wenn Lausitz und Milzeni 1031 zurückgewonnen wurden, so setzt das ihren Verbleib bei Polen 1018 voraus. Schloß der Friede von 1018 auch nicht mit dem gewünschten Ergebnis ab, so kann doch Hermann keine Schuld daran zugeschrieben werden, denn er hatte durch Kampf und Verhandlungen zu erlangen versucht, was irgend zu erreichen war. Es war eben nicht seine Schuld, dass er es mit einem übermächtigen Gegner zu tun gehabt hatte, dem er nicht in allem Trutz bieten konnte. Die Stellung Hermanns zu HEINRICH II. ist kaum durch etwas Besonders gekennzeichnet. Wir hören von keiner Benachteiligung des Meißener Markgrafen, aber auch von keiner Bevorzugung. Einzig die Erhebung seines Bruders Eilward, der Kaplan Markgraf Thietmars II. von der Ostmark war, zum Bischof von Meißen nach Eids Tode 1016 könnte hier erwähnt werden, da die Ernennung durch den Kaiser auf Hermanns Veranlassung geschah, wie Bischof Thietmar von Merseburg ausdrücklich sagt. Einige Jahre später (1023) wurde der andere geistlich gewordene Bruder Hermanns, der Kanzler Gunther, Erzbischof von Salzburg. Von einer Auszeichnung Hermannsdurch persönliche Tapferkeit oder andere Verdienste ist nirgends die Rede.
Unter KONRAD II. tritt in Hermanns Stellung zum Königtum eine Änderung ein. Müssen wir auch eine so ausführliche Chronik entbehren, wie sie Thietmar von Merseburg für die Zeit HEINRICHS II. bis 1018 bot, so fließen jetzt die Urkunden, die sich mit der PersonHermanns befassen, weit zahlreicher als vorher, und die Art ihrer Abfassung allein redet neben ihrer stattlichen Anzahl eine deutliche Sprache. Schon dass Hermannneben seinem Bruder Ekkehard als einziger deutscher Fürst bei der Kaiserkrönung in Rom 1027 nachweisbar ist, hebt ihn aus der Zahl der übrigen deutschen Fürsten heraus. Er scheint von Anfang der Regierung an KONRAD nahe gestanden zu haben, da er ihn schon in den ersten Jahren längere Zeit begleitet hat und offenbar zu den bevorzugten Ratgebern des Kaisers gehörte. Häufig tritt er als Fürsprecher auf und dies auch mehrfach in Angelegenheiten, die sein Einflußgebiet nicht unmittelbar betreffen, wie die Urkunden für Minden und Paderborn beweisen. Selbstverständlich spielte Hermanneine wichtige Rolle bei der Verlegung des Bistums Zeitz nach Naumburg, da er einen bedeutenden Teil des Gebietes aus dem Familienbesitz stiftete. Daher konnte sein Name in den beiden Papstbullen für Naumburg nicht unerwähnt bleiben. Dass der Markgraf für die Stadt ebenso gesorgt hat wie für das Bistum, zeigt eine Urkunde für Naumburger Kaufleute. Aber eine ganze Reihe dieser Schriftstücke läßt erkennen, dass zwischen Hermann und KONRAD II. ein gutes persönliches Verhältnis bestanden hat, nennt ihn doch der Kaiser des öfteren "fidelis noster marchio" und einmal sogar "inclytus marchio", eine Bezeichnung, die seine Wertschätzung deutlich genug ausdrückt. Die Erfolge blieben nicht aus. Zwar dürfte es etwas gewagt sein, die Rückgewinnung der Lausitz 1031 als unmittelbare Folge dieses Verhältnisses anzusprechen. Dafür muß der Grund vielmehr in der Festigung und Erstarkung des Reiches einerseits und der Niedergang der polnischen Macht unter Miseko II. andererseits gesucht werden. Aber gewiß ist eine der Ursachen dieser Entwicklung das gute Einvernehmen von Kaiser und Markgraf. Die urkundlichen Angaben über die Gaue, in denen Hermann eine Grafschaft verwaltete, sind sicher unvollständig. Nur Hassegau, Chutizi (oder Chuntizi, Chuontiza, Scudizi) und Milzeni werden erwähnt. Doch dürfte es nicht ungerechtfertigt sein, die Gaue, die wir als unter seinem Bruder und Nachfolger stehend nachweisen können, auch ihm zuzuschreiben. Es sind die Gaue Weita, Zurba und Husitin. Jenseits der eigentlichen Reichsgrenze hat Hermann einige Landschaften, die unter seinem Vorgänger verloren gegangen waren, zurückgewinnen helfen. Dazu gehören der Gau Milzeni und die Lausitz. Wenn seine Macht auch nicht an die seines Vaters heranreichte, so hat er doch seinen Teil dazu beigetragen, die Verluste früherer Jahre wieder einzubringen. Von einem Verhältnis zu Thüringen verlautet nichts. Durch den Tod Ekkehards I. hatte das Haus WEIMAR etwas mehr Bewegungsfreiheit erhalten, dasselbe Haus, das ihm die Vormachtstellung in Thüringen streitig machen wollte und dazu berufen war, seine Nachkommen auch in Meißen zu beerben. Die letzten Jahre Hermanns sind in Dunkel gehüllt. Die Quellen schweigen über sie. Nur sein Todesjahr (1038) steht fest.
Rupp Gabriele: Seite 107-141
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"Die Ekkehardiner, Markgrafen von Meißen, und ihre Beziehungen zum Reich und zu den Piasten"
4. Hermann
4.1. Hermann bis zur Einsetzung zum Markgrafen von Meißen
Zum Zeitpunkt des Todes Ekkehards I. belagerte Hermann gerade auf Befehl seines Vaters den Grafen Wilhelm in seiner Burg Weimar.
Hermann zögerte nicht, trotz der Feindschaft Ekkehards I. gegen HEINRICH II. den Erbanspruch auf die Mark Meißen zu behaupten. Zusammen mit seiner Mutter Swanhilde zog er nach der Beisetzung Ekkehards I. nach Meißen. Er wurde dort Zeuge, wie die Burg Meißen unter Mithilfe seines Onkels Gunzelin von Boleslaw Chrobry besetzt wurde. Die Quellen geben über seine Stellung keine konkrete Aussage. Anscheinend konnte er zusammen mit der Besatzung der Burg Meißen verlassen.
Ludat ist der Meinung, dass Thietmars Schweigen nur als Einverständnis Hermannszu den Vorgängen gedeutet werden könne, "was auch durch die kurz darauf erfolgte Heirat mit Regilindis bestätigt wird. Dafür gibt es jedoch keine konkreten Hinweise.
Auf dem darauffolgenden Hoftag in Merseburg wurde HermannsOnkel Gunzelin mit der Mark Meißen belehnt. Nur die Eigengüter des ekkehardinischen Hauses gingen unangefochten auf die Söhne über; schon vor der ersten Nennung als Markgraf von Meißen erscheint Hermann im Besitz der schon von seinem Vater erworbenen Allodien Strehla und Rochlitz.
Hermann scheint also in Merseburg von Gunzelin mit polnischer Hilfe verdrängt worden zu sein. Es wäre nur verständlich, wenn Hermannnun versucht hätte, seinerseits Beziehungen zu polnischen Herrscherhaus zu knüpfen. In diesem Zusammenhang muß seiner Heirat mit Regelindis gesehen werden.
Nach polnischer Forschung wurde Regelindis um das Jahr 980 geboren. Sie war die zweite Tochter Boleslaw Chrobrys aus dessen 3. Ehe mit Emnildis, der Tochter des slawischen Fürsten Dobremir. Wann die Ehe geschlossen wurde, ist nicht ganz sicher. Doch muß die Hochzeit zwischen dem Merseburger Reichstag 1002 und dem Feldzug gegen die Polen im Jahre 1003 stattgefunden haben, da im Jahr 1002 Boleslaw auf seinem Rückweg von Merseburg nach Polen Strehla, ein Eigengut Hermanns, zerstört hat, während er es 1003 schonte, weil es ein Geschenk an seine Tochter war.
Als während des ersten Polenkrieges (1003-1005) Bautzen mit dem Milzenerland vom Polen-Herzog Boleslaw Chrobry zurückerobert werden konnte, wurde anscheinend Hermann die Schutzherrschaft über dieses Gebiet übertragen, das unter Hermann neben Meißen jetzt ein selbständiges Verwaltungsgebiet wurde. Hermann erscheint hier im Jahr 1007, als die Burgen Ostro, Drebnitz und Göda dem Bistum Meißen unterstellt wurden, als Graf.
Posse äußerte die Meinung, dass die Einsetzung Hermannsmit den bei Thietmar erwähnten Entschädigungen hinsichtlich des Friedensschlusses von 1005 zusammenhänge. Demnach hätte Boleslaw - ähnlich wie bei der Belehnung Gunzelins mit der Mark Meißen - nun sein Schwiegersohn Hermann als Inhaber dieses wichtigen Grenzpostens durchgesetzt. Diese Mutmaßung ist jedoch nicht sehr schlagkräftig, da sie nicht die verschiedenen Positionen Boleslaws berücksichtigt. Im Jahr 1002 war er aufgrund der von ihm hergestellten Situation in der Lage, Wünsche zu äußern. Jedoch konnte er sich nicht vollkommen durchsetzen, da er für sich selbst die Belehnung mit Meißen gewünscht hatte. Jetzt hingegen befand er sich in der Rolle des Besiegten. Es gibt keine Veranlassung anzunehmen, dass er in der Lage gewesen wäre, dem deutschen Herrscher seine Vorstellungen zu diktieren.
Vielmehr ist die Übertragung des Amtes an Hermann als Vertrauensbeweis des Herrschers zu sehen, denn durch den Besitz Bautzens, das Meißen östlich vorgelagert ist, wurde Hermann zum eigentlichen Schützer des Reichs in dieser Gegend. Auch entsprach die Belehnung sicher einer nüchternen politischen Erwägung. Hermannkonnte als Schwiegersohn von Boleslaw als der beste Vermittler zwischen dem Reich und Polen angesehen werden. Und diese Vermittlerfunktion hat er in der Folgezeit auch wiederholt wahrgenommen.
So schickte ihn HEINRICH II. 1007 zu Boleslaw, nachdem sich die Liutizen und Herzog Jaromir von Böhmen bei ihm wegen Übergriffen von seiten Boleslaws beklagt hatten, um den zwei Jahre zuvor in Posen geschlossenen Frieden aufzukündigen. Boleslaw nahm Hermann, den er früher selbst zu sich eingeladen hatte, keineswegs gut auf und brachte eine weitreichende Rechtfertigung für seine Übergriffe vor.
Wegen eines flandrischen Unternehmens überließ HEINRICH II. die Kriegsführung den sächsischen Großen. Boleslaw konnte die Gaue Lusizi, Zara und Selpoli erobern und belagerte wenig später die Feste Bautzen. Hermann gelang es, einen siebentägigen Waffenstillstand auszuhandeln, und rief den Magdeburger Dompropst Walther und die sächsischen Fürsten zu Hilfe, doch die wurde ihm von keiner Seite gewährt. Die Stadt wurde deshalb gegen den freien Abzug der Besatzung an Boleslaw übergeben. Hermann verlor damit auch sein Amt als Markgraf. Bis zu der Fehde mit seinem Onkel im Jahr 1009 hören wir nun nichts mehr von ihm.
4.2. Verleihung der Markgrafenwürde
Nachdem HEINRICH II. Gunzelin im Jahr 1009 als Markgrafen von Meißen abgesetzt hatte, übergab er die Burgwacht Meißens, deren Besatzung abwechselnd für vier Wochen von den umwohnenden Großen gestellt wurde, zuerst dem WETTINER Friedrich von Eilenburg. Ihn löste Graf Brun, der Bruder Gunzelins, ab. HEINRICH II. scheint mit der Belehnung Hermanns gezögert zu haben, vielleicht weil er sich in Abwehr der Angriffe Gunzelins, ebenfalls des Landfriedensbruchs schuldig gemacht hatte. Erst auf die Intervention der Königin, des Erzbischofs Tagino von Magdeburg und auf Rat und Lob der Fürsten hin übergab er im Herbst 1009 die Mark Meißen an Hermann.
Einen Tag vor Hermanns Ankunft in Meißen versuchte eine Schar Polen im Auftrag von Boleslaw Chrobry, die Burg zu überrumpeln. Sie zogen jedoch wieder ab, als sie merkten, dass sie gegen die Besatzung keine Chance hatten. "Die Einsetzung Hermanns konnte dem Polen-Herzog nicht gleichgültig sein, denn an die Stelle des ihm ergebenen Gunzelin trat jetzt ein Mann, der sich bisher als treuer Anhänger HEINRICHS gezeigt hatte und nach dem Verlust von Bautzen als ein entschiedener Feind der Polen gelten mußte. Vielleicht, dass sogar durch eine zweite Verheiratung Hermanns mit Godila, der Witwe des Grafen Liuthar von Walbeck (gest. 1007), das Familienverhältnis zu Boleslaw gelockert wurde.
4.3. Hermanns Tätigkeit als Markgraf
Im Jahr 1010 nahm Hermannan einem Kriegszug nach Nieder- und Mittelschlesien teil. Hermannerscheint nach der Erkrankung des Königs und des Magdeburger Erzbischofs neben dem Markgrafen Gero II. und anderen Fürsten als Heerführer. Das Heer hatte sich in Belgern getroffen. Von sächsischen Teilnehmern werden hier Herzog Bernhard von Sachsen, Erzbischof Tagino von Magdeburg, Bischof Arnulf von Halberstadt, Bischof Meinwerk von Paderborn, Thietmar von Merseburg, die Markgrafen Gero und Hermann und Propst Walter von Magdeburg genannt. Von Belgern aus zog das Heer nach Gehren in der Lausitz. Die Bischöfe Arnulf von Halberstadt und Meinwerk von Paderborn, die Markgrafen Gero und Hermann, Herzog Jaromir und andere sollten die Gaue Cilenski und Diedesi verwüsten. Nach Verheerung dieses Gebietes kehrten die Sachsen durch die Ober-Lausitz an die Elbe zurück nach Merseburg, wo der König sie erwartete.
Es ist anzunehmen, dass Hermanndie Feste Bautzen, aus der die polnische Besatzung geflohen war, befestigt hatte. Da weder bei der polnischen Besitzergreifung noch jetzt irgendein staatsrechtlicher Akt quellenmäßig belegt ist, kann man davon ausgehen, dass ein solcher gar nicht für nötig gehalten wurden da das Milzenerland und damit Bautzen ständig als zum Reich gehörig betrachtet wurde. Hermann verwaltete nun beide Markgrafschaften.
Im Frühjahr 1015 tritt Hermann erneut als Vermittler zwischen Herzog Boleslaw von Polen und HEINRICH II. zur Aufrechterhaltung des Friedens auf. Er war es auch, der den polnischen Abgesandten Stoignew nach Hause begleitet und dem Polen-Herzog die abermalige Ladung, Ostern in Merseburg vor dem Kaiser zu erscheinen, überbracht hat. Aber Boleslaw hielt seinen früheren Schwiegersohn - Regelindis, die Tochter von Boleslaw Chrobry und Gattin Hermanns, war vermutlich ein Jahr zuvor gestorben - bis nach Ostern bei sich, und Hermanns Rückkehr würde sich wohl noch länger verzögert haben, hätte er sich nicht losgemacht, um nach Hauser zu eilen, wo man ihn und die Antwort Boleslaws sehnsüchtig erwartete. Thietmar erzählt nur, dass Kaiser HEINRICH II., der sich im April in Merseburg aufhielt, den Markgrafen mit Ungeduld erwartet habe. Bei diesem Empfang hatte Hermann die Gelegenheit, den polnischen Gesandten Stoignew der Lüge zu überführen.
Hermann überbrachte die Nachricht, dass Boleslaw nicht bereit sei, die an ihn belehnte Lausitz zurückzugeben, worauf HEINRICH II. zu einem neuen Feldzug in diese Gebiete aufbrach. Sein Plan war, die Polen mit drei Heeren anzugreifen.
Das mittlere, das aus Ostsachsen und den Marken zusammengestellt war, sammelte sich am 8. Juli und richtete großen Schaden in der dortigen Gegend an. An diesem Feldzug, der Markgraf Gero II. und viele andere das Leben gekostet hat, scheint Hermann nicht teilgenommen zu haben. Er war offensichtlich in Meißen geblieben, um von hier aus die Mark zu schützen. Wir hören nur, dass er die Leiche des gefallenen Markgrafen Gero, seines Stiefbruders, in Meißen von Bischof Eid entgegennahm, um sie in das Kloster Nienburg zur Beisetzung zu bringen.
Der Kaiser kam auf seinem Rückzug - von Mieszko verfolgt - nach Strehla, wo er Hermann befahl, sich um den Schutz der Burg Meißen zu kümmern, da sich Mieszko bereits im Markengebiet befände. Es war höchste Zeit, denn Mieszko, Boleslaws Sohn, griff bereits die Stadt an. Am 13. September erfolgte der Angriff starker polnischen Heerhaufen. Die Kriegsleute ("wethenici") in der leicht befestigten Ortschaft unterhalb der oberen Burg zogen sich auf diese zurück; die verlassene Unterburg wurde geplündert und angezündet. Nur mit äußerster Anstrengung gelang es, Burg und Oberstadt zu halten. Hermann forderte sogar die sich in der Burg befindlichen Frauen auf, bei der Verteidigung zu helfen. Sie schafften Steine an die Brustwehr heran und löschten das Feuer in Ermangelung von Wasser mit Met. Sollte in dieser Passage auch Thietmars Phantasie mit ihm durchgegangen sein, so ist doch an dem heldenhaften Kampf der Meißener Besatzung nicht zu zweifeln.
Der Polenführer beobachtete den Kampf von einer gegenüberliegenden Höhe aus und erwartete die Rückkehr der ausgesandten Scharen, die das Land bis zur Jahna verwüstend durchstreiften. Am folgenden Morgen sollte der Angriff mit verstärkter Kraft fortgeführt werden. Aber in der Nacht begann der Wasserstand der Elbe so stark anzusteigen, dass die Polen sich zum Abzug entschlossen. Meißen war somit gerettet.
Sofort ließ HEINRICH II. die verbrannte Unterburg wieder aufbauen. Am 8. Oktober kamen der Erzbischof Gero von Magdeburg, der Bischof von Halberstadt und der Chronist Thietmar von Merseburg zusammen mit anderen weltlichen Großen nach Meißen. Ihre Gefolgschaft baute in kurzer Zeit die Wasserburg wieder auf, und als sie ihren Auftrag erfüllt hatten, übernahm Friedrich von Wettin die Burgwacht. Der Kaiser schickte dem Markgrafen eine Verstärkung der Besatzung.
Wie wenig die Umgebung von Meißen vor den Einfällen der Slawen sicher war, beweist der Umstand, dass Bischof Eid, der kurz nach seiner Rückkehr aus Polen am 20. Dezember auf dem Weg zum Kaiser nach Merseburg in Leipzig erkrankte, aus Furcht vor einer künftigen Verödung der Stadt und einer Schändung seiner Leiche wiederholt darum bat, nach seinem Ableben nicht in Meißen, sondern in Colditz begraben zu werden. Markgraf Hermann ließ ihn aber trotzdem in Meißen beisetzen, da er sich davon Sicherheit für Meißen erhoffte. Eid hatte nämlich schon zu Lebzeiten im Ruf der Heiligkeit gestanden.
Im Jahr 1017 wurde erneut ein Feldzug gegen Polen unternommen, an dem Hermannebenfalls teilnahm. Als recht hinderlich erwies sich dabei die Bundesgenossenschaft mit den heidnischen Liutizen. Als ein Lehnsmann des Markgrafen Hermann ein mitgeführtes Götterbild durch einen Steinwurf durchlöcherte, mußten die aufgebrachten Heiden durch eine Geldsumme beruhigt werden. Und als dann beim Muldenübergang ein anderes Götterbild ins Wasser fiel und verloren ging, sahen sie darin ein ungünstiges Vorzeichen für die bevorstehenden Auseinandersetzungen.
Die Kämpfe endeten erfolglos. Es blieb bei der wechselseitigen Beraubung und Verwüstung. Doch führten die letzten Auseinandersetzungen schließlich zu einem Friedensschluß. Am 30. Januar 1018 wurde in Bautzen "auf Herzog Boleslaws ständiges Ersuchen", wie Thietmar berichtet, Friede geschlossen. Erzbischof Gero, Bischof Arnulf, Markgraf Hermann und andere waren von HEINRICH II. als Unterhändler entsandt worden.
Aber die Bedingungen, die sie erlangten, waren nicht, "wie es sich ziemt, sondern so wie es damals geschehen konnte". Daraus ist zu entnehmen, dass dieser Friede keinen oder nur ganz geringen Landgewinn brachte. das wird durch den Bautzener Frieden von 1031 bestätigt. Wenn Lausitz und Milzenerland 1031 zurückgewonnen wurden, so setzt das ihren Verbleib bei Polen im Jahr 1018 voraus. Schloß der Friede von 1018 auch nicht mit dem gewünschten Ergebnis ab, so kann doch Hermannkeine Schuld daran zugewiesen werden, denn er hatte durch Kampf und Verhandlungen Bestmöglichstes zu erreichen versucht.
Zur Besiegelung des Friedens fand kurz darauf die Hochzeit einer Schwester Hermanns mit dem Polen-Herzog statt. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass als Folge der Unterhandlungen im Dezember 1017 der ehemalige Markgraf Gunzelin gleich nach der Ankunft des Kaisers in Bamberg die Freiheit wiedererlangte, wenngleich auch der gläubige Thietmar erzählt, es sei als Folge eines Wunders geschehen. Im April 1018 sieht man Hermannwahrscheinlich aufgrund der neugeknüpften Verwandtschaftsbeziehung in Polen bei Boleslaw und seiner SchwesterOda.
Im Jahr zuvor (1017) war es zu einem Streit zwischen den ekkehardinischenBrüdern und Bischof Thietmar von Merseburg gekommen, dessen Grund in der Restitution des Bistums Merseburg zu suchen ist. Im Verlauf der Auseinandersetzungen sah sich der Merseburger Bischof gezwungen, die Vermittlung des Kaisers anzurufen.
Die Vorgeschichte stellt sich folgendermaßen dar: Kaiser OTTO II. hatte im Jahr 974 dem Bistum Merseburg die Stadt Zwenkau mit den dazugehörigen Forsten geschenkt. Wahrscheinlich gingen diese bei der Aufhebung des Stifts an das Erzbistum Magdeburg. Durch einen im Jahr 997 von Markgraf Ekkehard I. vermittelten Tausch gelangte der Sömminger Forst an Magdeburg und der Forst Zwenkau an den Kaiser, der diesen Forst wiederum an Markgraf Ekkehard I. abtrat. Nach der Wiedereinrichtung des Bistums unterstellte HEINRICH II. im Jahr 1005 in Gegenwart der Großen und ohne, dass die Brüder Hermann und Ekkehard Einspruch dagegen erheben konnte, die Waldungen durch Rechtsspruch wieder dem Bistum Merseburg.
Die Hoheit des Bistums über den Zwenkauer Forst muß aber für den Markgrafen Hermann und seinen Bruder Ekkehard sehr unbequem gewesen sein, da sie ihn 12 Jahre später um 60 Hufen einzutauschen versuchten. Als Thietmar ablehnte, soll Hermannden Forst aufgrund des in Kaiserurkunden verbrieften Besitzanspruches auf die Burgwarde Rochlitz und Teitzig beansprucht haben, in der Annahme, der ältere Merseburger Besitzanspruch sei inzwischen verjährt. Thietmar rief daraufhin den Kaiser an, der - wahrscheinlich auf einer Versammlung am 22. Februar 1017 in Magdeburg - bestätigte, dass die Schenkung an Merseburg Vorrang besitze. Thietmar von Merseburg hat sich nicht gescheut, eine Urkunde im Namen OTTOS II. neu aufzusetzen, um seine Ansprüche gegen die der EKKEHARDINER durchzusetzen. Es überrascht nicht, dass die Brüder Hermann und Ekkehard mit der Entscheidung HEINRICHS II.nicht zufrieden waren und deshalb beim Verlassen des kaiserlichen Hofes in Magdeburg murrten: "Wir haben in dieser Angelegenheit bisher nichts Unüberlegtes unternommen, sondern glaubten im Recht zu sein. Jetzt müssen wir es wohl aufgeben.
Was sie auf dem Prozeßweg nicht erreicht hatten, versuchten sie nun mit Gewalt zu erzwingen. Ekkehard ließ im Burgward Rochlitz zwei hohe Gehege zum Wildfang aufrichten. Vergebens führte Thietmar sowohl bei dem Kanzler Gunther, Hermannsund Ekkehards Bruder, als auch bei dem Markgrafen Hermann hierüber Klage. Zu Ostern 1018 wollte Thietmar den Ort selbst besichtigen; er ließ einen Teil der Netze zerstören und ging nach Rochlitz, wo er die unrechtmäßige Verweigerung des Zehnten und die Benutzung des Forstes bei Androhung des Bannes untersagte. Ekkehard bedrohte daraufhin die Vasallen des Bischofs. Anscheinend war auch Gunther an diesem Tag zugegen, der zu vermitteln versprach und auch eine Einigung der beiden Parteien erreichen konnte.
Diese kann nicht lange Bestand gehabt haben, denn Thietmar hatte bald wieder über Wortbruch zu klagen: Die markgräflichen Lehnsleute mißhandelten sechs seiner Leute und zerstörten ihre Wohnstätten.
Thietmar berichtet nichts über den Ausgang der Streitigkeiten. Er schreibt nur direkt im Anschluß, dass die Vasallen der EKKEHARDINER ihren Zorn nicht nur an ihm, sondern auch an Erzbischof Gero von Magdeburg in Werben und an Graf Siegfried in Nischwitz ausgelassen hätten. Mehr ist über diese Aktion nicht zu erfahren. Thietmar wird sie deshalb erwähnt haben, um die Gewalttätigkeit der EKKEHARDINER und ihrer Vasallen zu bekräftigen. Weder gibt er einen Anhaltspunkt für den Anlaß dieser Gewalttätigkeiten, noch schreibt er explizit, dass sie auf Befehl von Hermann und Ekkehard geschehen seien. Posse stellt diese Übergriffe in Zusammenhang mit einer Fehde, die Thietmar zum Jahr 1017 erwähnt. Aus dieser Thietmarstelle geht jedoch klar hervor, dass es sich bei den Beteiligten nicht um die EKKEHARDINER handeln kann.
Einige Jahre später ist ein weiterer Streit der Brüder mit einem gewissen Eike überliefert. Als Grund wird angegeben, Eike hätte die EKKEHARDINER beteiligt und - von diesen verfolgt - beim Merseburger Bischof Bruno Schutz gefunden. Auch als sie diesem für die Herausgabe Eikes die Abtei in Kleinjena und die neugegründete Naumburger Propstei anboten, gab der Bischof nicht nach. Die Erzählung bricht an dieser Stelle ab. Über den weiteren Verlauf oder Ausgang ist nichts bekannt.
Markgraf Hermann nahm erneut an Kämpfen teil, die im Jahre 1029 wieder begonnen wurden. Im darauffolgenden Jahr fiel Mieszko erneut in das Land zwischen Elbe und Saale und ein. Der polnische Überfall veranlaßte Kaiser KONRAD II., in die Marken zurückzukehren. Ostern traf er in Merseburg wahrscheinlich mit Hermann zusammen, der nach dem Tod Dietrichs von der Ostmark (+ 10. Januar 1030) die einzige Stütze des Reiches gegen die Slawen war, um die nötigen Vorkehrungen gegen einen neuen Einfall und den nächsten Feldzug gegen Polen zu besprechen.
Am 3. August 1031 befand sich KONRAD II. in Imbshausen nördlich von Northeim. Auch Markgraf Hermann und Bischof Meinwerk von Paderborn sind als anwesend bezeugt. KONRAD begab sich von hier aus nach Belgern, wo sich das Heer versammelte. Es wird hervorgehoben, dass es ein kleines, aus Sachsen bestehendes Heer gewesen ist. HermannsTeilnahme wird zunächst nicht ausdrücklich erwähnt, doch ist sie, gemessen an früheren Jahren, nicht zu bezweifeln. Das Fehlen seines Namens ist eher auf die Kürze der Hildesheimer Jahrbücher zurückzuführen.
Diesmal war das kriegerische Unternehmen von Erfolg gekrönt, wie der darauffolgende Vertrag beweist. Mieszko gab die Nieder-Lausitz an das Reich zurück. Es ist ungewiß, ob auch das Milzenerland, die Ober-Lausitz, mit zurückgegeben wurde; nicht viel später erscheint diese Provinz jedoch wieder bei der Mark Meißen, und es läßt sich keine passender Zeitpunkt nachweisen, in welchem der alte Gebietszustand wiederhergestellt worden sein könnte, als der Friede mit Polen im Jahr 1031.
4.4. Hermanns Herrschaftsbereich
Die urkundlichen Angaben über die Gaue, in denen Hermann als Graf erscheint, sind sicher unvollständig. Im Hassegau wird er im Jahr 1028 als Inhaber von Grafenrechten erwähnt. Schölkopf ist jedoch der Meinung, dass in Anbetracht der Lage des Ortes Wallhausen mit einer Grafschaft Hermanns im eigentlichen Hassegau wohl nicht zu rechnen sei, da man den Ort eher dem Gebiet des thüringischen Helmegaus zurechnen müsse.
HEINRICH II. überließ im Oktober 1012 dem Bistum Merseburg "quandam nostri iuris villam Celzini dictam in burgwardo Ciusceburg in comitatu Herimanni comitis". Gemeint ist das Dorf Zölschen im Burgward Keuschberg im Gau Nelletice.
Sicher ist Hermanns Grafschaft im Gau Chutizi. Am 26. Mai 1028 schenkte KONRAD II. seinem getreuen Dirsico vier Königshufen "in loco Chotiza in pago Nouuigroda in comitatu Chuontiza prescripti (Herimanni) marchionis". Ferner beurkundet KONRAD II. am 19. Mai 1030, dass er "villam nostri iuris Misici nuncupatam in pago Scudizi et in comitatu prescripti (Herimanni) marchionis sitam" an ein Kloster gegeben habe. Am selben Tag belohnte der Kaiser den Markgrafen Hermann mit dem königlichen Gut Groitzsch "in pago Chuntiz situm in comitatu eiusdem". Am 24. Oktober 1031 endlich schenkt Kaiser KONRAD II. seinem Getreuen Szwisla zwei Königshufen "in villa Ouszarin in pago Szhudizi in burgvardo Szholin in comitatu supra scripti Herimanni marchionis".
Jenseits der eigentlichen Reichsgrenzen hat Hermann einige Landschaften, die unter seinem Vorgänger verlorengegangen waren, zurückgewinnen und in die Mark Meißen eingliedern können. Wenn seine Macht auch nicht an die seines früherer Jahre wiedereinzubringen.
Es dürfte nicht ungerechtfertigt sein, die Gaue, die sein Bruder und Nachfolger Ekkehard II. verwaltete, auch Hermann zuzuschreiben. Es sind die Gaue Weita, Zurba und Husitin.
4.5. Die Verlegung des Bistumssitzes von Zeitz nach Naumburg
4.5.1. Die Ursprünge Naumburgs
Der Stammsitz der Familie der EKKEHARDINER war Kleinjena, das an der Mündung der Unstrut in die Saale lag. Etwa um das Jahr 1000 legten die EKKEHARDINER auf den gegenüberliegenden Anhöhen östlich der Saale, die zu ihrem Allodialbesitz gehörten, eine neue Burg, die der Örtlichkeit den Namen gab (Naumburg). Es ist wahrscheinlich, dass noch Markgraf Ekkehard I. und nicht erst einer seiner Söhne die neue Burg gebaut hat.
Am östlichen Saaleufer gab es zu dieser Zeit bereits eine ekkehardinische Burg saaleaufwärts unweit von Naumburg oberhalb des Dorfes Altenburg (Almerich). Diese Altenburg genannte Anlage scheint vor allem von Ekkehards I. Bruder Gunzelin genutzt worden zu sein. Sie wurde später im Laufe der Auseinandersetzungen zwischen ihm und seinen beiden Neffen im Jahr 1009 vollständig zerstört. Diese Burg von vermutlich geringem Umfang hatte wohl nur eine Brückenkopffunktion gegenüber der Burg von Kleinjena, was Ekkehard I. veranlaßt haben könnte, flußabwärts an strategisch noch günstigerer Stelle eine neue Burg zu errichten. Dafür spricht auch der heutige Status von Altenburg, das zu einem Vorort der Stadt Naumburg geworden ist.
Auch trat in dieser Zeit eine Änderung in der Burgenbauweise ein. Steinmauern und Steinhäuser traten an die Stelle der Palisadenzäune und Holzhallen. Und es wäre nur verständlich, "wenn ein Mann wie Ekkehard I. mit so weit ausschauenden Plänen diese Verbesserung nicht sollte in den Dienst seiner Pläne und in den Dienst der vermehrten Machtentfaltung seines Hauses gestellt haben.
Dieser neuen Burg war offenbar von Anfang an die Aufgabe zugedacht, als Ausgangspunkt für die Erschließung des Gebietes östlich der Saale zu diesen und die Verbindung nach Osten hin zu decken. Von hier aus ließen sich auch zwei belebte alte Heerstraßen, zukünftige bedeutende Kaufmannswege, die in den Osten führten, verbinden, vorausgesetzt, dass die Kreuzung militärische gesichert werden konnte.
In dieser Vorburg gründete Ekkehards I. Sohn, Markgraf Hermann, eine Propstei, die erstmals im Jahr 1020 genannt wird, damals aber schon ein paar Jahre bestanden haben muß ("noviter fundata"). Etwa um dieselbe Zeit, als die Marienstiftskirche entstand, verlegten die ekkehardinischen Brüder Hermann und Ekkehard II. die Benediktiner-Abtei von Kleinjena, in der zunächst ihr Vater Ekkehard I. 1002 beigesetzt worden war, nach Naumburg. Es ist anzunehmen, dass das von Kleinjehna nach Naumburg verlegte Kloster das dem Heiligen Georg geweihte Kloster ist, da das alte Kloster bald aus den Urkunden verschwindet. Dem Georgenkloster trat zu einem nicht näher bestimmbaren Zeitpunkt, aber vielleicht noch zur Zeit Markgraf Ekkehards II., das Nonnenkloster St. Moritz zur Seite, das auf der gegenüberliegenden Anhöhe des Mausabaches, ein ganzes Stück südlich der Burg, lag. Später, vor dem Jahr 1119, wurden die Nonnen vom Bischof wegen mangels an geistlichem Eifer vertrieben, worauf die Gebäude den Augustinerchorherren übergeben werden.
4.5.2 Die Verlegung des Bistums von Zeitz nach Naumburg
Nach dem Wortlaut der Quellen wurde die Verlegung auf Veranlassung König KONRADS II. vorgenommen. Die entsprechende Papsturkunde besagt, dass KONRAD II. mit brennendem Verlangen "fervens hoc desiderio" alles tat, um seinen Plan auszuführen bzw. den Papst für die Billigung seines Vorhabens zu gewinnen. Sowohl die Reichsfürsten wie auch Erzbischof Hunold von Magdeburg als zuständiger Metropolit hatten dem Vorhaben zugestimmt. Als kirchenrechtlich wirksames Motiv wurde die Gefährdung des bisherigen Bischofssitzes durch feindliche Einfälle angegeben.
Als neuer Sitz des Hochstiftes Zeitz war Naumburg vorgesehen, ein Allod der ekkehardinischen Familie. In Naumburg war bereits - wie schon erwähnt - eine Propstei vorhanden, die von Hermann gegründet worden war, und dieses Kanonikerstift wurde zur künftigen Kathedralkirche bestimmt. Es ist nicht ausgeschlossen, dass KONRAD II. im Herbst 1028 von Pöhlde aus, wo seine Anwesenheit am 9. Oktober bezeugt ist, selbst nach Naumburg gekommen ist, um an Ort und Stelle das Nötige in die Wege zu leiten. Gesandte wurden nach Rom geschickt, um die Zustimmung des Papstes zu erlangen. Außer der einwandfreien Motivierung war für die Genehmigung des Papstes auch der Nachweis erforderlich, dass der künftige Bischofssitz kein unbedeutender Ort und dass eine geeignete Kirche vorhanden sei. Nachzuweisen war, dass Naumburg ein geistliches Stift besaß, das zu einem bischöflichen erhoben werden konnte, und dass auch in Hinsicht auf die Prosperität des neuen Sitzes Vorsorge getroffen war.
Dieser Einwand wurde von den EKKEHARDINERN beseitigt, indem sie versprachen, ihre in Naumburg liegenden Eigengüter der Kirche von Naumburg-Zeitz zu überlassen. Daraufhin erteilte Papst Johannes XIX. im Dezember des Jahres 1028 zu der beabsichtigten Verlegung des Stifts seine vorläufige Genehmigung, und im Jahr 1030 wurde die Verlegung tatsächlich vollzogen.
In der Bestätigungsurkunde rühmt der Papst die Art des kaiserlichen Vorgehens, wenn er sagt, dass durch die Rücksicht, Vorsorge und Behutsamkeit des Kaisers - "intuitu providentia et moderatione" - der Plan besonders gefördert worden sei. Das Verdienst wird also in erster Linie dem Kaiser zugeschrieben; insofern ist es verständlich, dass KONRAD II. in der Literatur als Wiederhersteller und zweiter Gründer des Bistums bezeichnet wird.
Eine zu 1032 datierte Fälschung bestätigt ebenfalls die Verlegung des Bischofsitzes von Zeitz nach Naumburg. Zwar kann ihr Inhalt angezweifelt werden, doch nicht ihr Zeugnis für die Translation.
4.5.3. Die Gründe für die Verlegung
Als alleiniger Grund für die Verlegung des Bistums von Zeitz nach Naumburg wird in den Urkunden die größere Sicherheit vor feindlicher Plünderung angegeben. Wer jedoch der "hostis solitus" ist, wird nicht gesagt. In der älteren Forschung wurde gemutmaßt, dass damit die Slawen generell gemeint gewesen seien. Auch seien Stiftseinkünfte bis dahin zu gering gewesen, um die Ausfälle zu decken, die durch die häufigen Verwüstungen der bischöflichen Domänen und zehntpflichtigen Ortschaften herbeigeführt wurden. "So schwankte das Stift seit der Entstehung zwischen einer bedrängten Existenz und gänzlichen Auflösung.
In neuerer Zeit glaubte man in diesem Feind die Polen erkennen zu können, was im Zeitalter der Polenkriege im Osten des Reiches sicherlich nicht von der Hand zu weisen ist. Und diese Gefahr schien in der Tat gegeben gewesen zu sein, da Mieszko von Polen gerade im Jahr 1028 einen ausgedehnten Raubzug im Gebiet zwischen Elbe und Oder unternommen hatte. Doch muß man in diesem Zusammenhang anführen, dass auch Mieszkos Stellung keineswegs als gesichert gelten konnte, da er sich zu dieser Zeit in arger Bedrängnis zwischen Russen und Böhmen befand. Auch der Böhmen-Herzog Bretislaw wurde als mutmaßlicher Feind in Betracht bezogen, da das Zeitzer Bistum, im Süden nur gedeckt durch eine noch kaum besiedeltes Waldgebiet, an Böhmen grenzte.
Sucht man nach wirklichen Überfällen des Zeitzer Bistums, stößt man nur auf einen einzigen Vorfall, und zwar wurde Zeitz nicht von einem äußeren Feind heimgesucht, sondern im Zusammenhang mit den inneren Kämpfen in Deutschland. Im Jahr 974 hatten die Böhmen als Verbündete des Bayern-Herzogs Heinrichs des Zänkers Zeitz ausgeplündert und den Bischof mit dem gesamten Klerus verjagt. Gegen ähnliche Vorgänge war das Bistum auch an seinem neuen Sitz nicht gefeit. Zudem lag das Ereignis ein halbes Jahrhundert zurück. Schubert führt dagegen an, dass die fehlende Überlieferung von einem Slaweneinfall nicht als tatsächliches Ausbleiben solcher Bedrängnis gewertet werden könne. "Die für diese Zeit allgemein dürftige Quellenlage verbietet geradezu einen Schluß e silentio".
Darüber hinaus stellt sich die Frage, warum ähnliche Erwägungen nicht ebenso für die beiden anderen Bistumssitze in Osten, Merseburg und Meißen, angestellt worden sind. Das Bistum Meißen lag wesentlich weiter im Osten, war nur von slawischer Bevölkerung umgeben und ist auch wiederholt in arge Bedrängnis geraten. Trotzdem ist nie der Gedanke aufgetaucht, dieses Bistum rückwärts zu verlegen.
Schlesinger führt als Erklärungsversuch an, dass der Bistumssitz Meißen gleichzeitig Sitz des Markgrafen gewesen ist und Bischof und Domkapitel aus diesem Grund dort besseren Schutz als an irgend einem anderen Platz der Diözese genossen. Auch in Merseburg sei für den Schutz der kirchlichen Einrichtungen gesorgt gewesen, da der Ort im Jahr 1028 zum Herrschaftsbereich der Grafen im Hassegau gehörte, die zugleich Pfalzgrafen von Sachsen waren und "wegen ihrer vielfältigen Beziehungen zu den Diözesanvorort geradezu Grafen von Merseburg genannt zu werden verdienen. Nur das Bistum Zeitz sei auf sich allein gestellt gewesen, denn die EKKEHARDINER, unter deren Obhut in diesem Zeitraum das vormalige Markenland im Elstergebiet stand, hatten ihren Sitz im entfernten Meißen.
Selbst wenn man von einer drohenden Gefahr für den Bistumssitz Zeitz ausgeht, ist es doch verwunderlich, dass weder der damalige Zeitzer Bischof Hildeward noch sein Domkapitel trotz päpstlicher Drohung im Schlußteil der Verfügung nach Naumburg umgezogen sind. Hildeward blieb in Zeitz, und als er zwei Jahre später starb, wurde er auch dort begraben. Dass er sich selbst, "begleitet von den vornehmsten stiftischen Geistlichen und weltlichen Stiftseingesessenen", 1028 in der Verlegungsangelegenheit nach Rom begeben habe, steht nur in einer unechten Urkunde vom März 1032. Erst sein Nachfolger Kadaloh, ein Vertrauter des Kaisers, verlegte seine Residenz nach Naumburg.
Das alles läßt vermuten, dass die Äußerungen von der Unsicherheit von Zeitz auf die Entscheidungsträger in Rom gemünzt waren, die dort unmöglich über die lokalen Verhältnisse Ostthüringens Bescheid wissen konnten. Das geht auch aus einer weiteren Textstelle der Bestätigungsurkunde hervor, aus der zu schließen ist, Zeitz habe keinen "locus munitus" besessen. Doch das trifft nicht zu, wie ein Blick auf den dortigen Burg- und Domberg beweist.
Auf der Suche nach den wirklichen Motiven, die eine Verlegung des Bistumssitzes von Zeitz nach Naumburg veranlaßt haben könnten, ist es nützlich, festzustellen, in wessen Interesse die Verlegung des Bistums vorgenommen worden sein könnte. In erster Linie kommen dafür der damalige Zeitzer Bischof Hildeward, Kaiser KONRAD II. und die beiden Söhne Markgraf Ekkehards I., Hermann und Ekkehard II., in Betracht. Es stellt sich heraus, dass die Verlegung für alle Beteiligten einen Gewinn darstellte. Der Bischof konnte seinen Besitz und die Sicherheit seiner Kirche erheblich vermehren; der Kaiser wußte nunmehr das an der slawischen Grenze gelegene und deshalb dauern von Verwüstungen bedrohte Bistum im Schutz einer modernen Befestigung; die EKKEHARDINER erhöhten das Ansehen ihres neuen Stammsitzes - um nur die nächstliegenden Begründungen zu nennen. Man kann jedoch ausschließen, dass der Anstoß für die Verlegung vom Zeitzer Bischof ausgegangen ist.
Bei der näheren Betrachtung der Motive des Kaisers ergibt sich die Vermutung, dass seine Naumburg entgegengebrachte Fürsorge in Zusammenhang gesehen werden muß mit einer möglicherweise auf dieses Bistum gestützten Kolonisationspolitik. Merseburg konnte wegen des Mangels an wirtschaftlich ausnutzbaren Wildland und der nach der Neugründung eng begrenzten Diözese dazu nicht in der Lage sein, um so mehr aber Naumburg, dessen Sprengel sich tief nach SO in die Bannwälder, bis auf den Kamm des Erzgebirges, erstreckte. Es ist möglich, dass mittels der königlichen Innenpolitik an diesem Teil der Ostgrenze des Reiches eine neue Stütze der Königsmacht aufgerichtet werden sollte.
Auch Preller sieht in der Verlegung eine Maßnahme im Sinne kaiserlicher Wirtschaftspolitik. Helbig äußert hingegen die Meinung, dass solche Überlegungen reine Mutmaßungen blieben, da sie sich nicht beweisen ließen. Damit hat er sicher recht, doch liefern sie eine gute Erklärung für die große Förderung der Verlegungspläne durch den Kaiser. Und welche Probleme eine Bistumsgründung oder - Verlegung mit sich brachte, zeigen hinlänglich die Schwierigkeiten, die OTTO DER GROSSE mit der Gründung Magdeburgs und HEINRICH II. bei der Gründung Bambergs hatten. Auch war eine Bistumsverlegung ein ungewöhnlicher Vorgang, zu dem man sich in der deutschen Kirche des Mittelalters nur in Einzelfällen entschloß.
Das führt jedoch zu der Annahme, dass der Anstoß für die Verlegung von den EKKEHARDINERN ausgegangen und dann vom König aufgegriffen und gefördert worden ist. Mit der Verlegung des Bistums bringt Althoff auch das Testament des letzten männlichen EKKEHARDINERSin Zusammenhang. Er ist der Meinung, dass Ekkehard II. anläßlich der Verlegung versprochen habe, das Herrscherhaus bei seinem Tod als Alleinerben einzusetzen. Diese Erklärung erscheint mir jedoch sehr weit her geholt, denn Ekkehard hätte es zu dieser Zeit sicher nicht ausschließen können, dass er nicht doch noch einen Erben bekomme.
Aber auch in diesem Erklärungsmodell erscheinen die EKKEHARDINER als die Partei, die den Anstoß zu der Verlegung gegeben hat. Betrachtet man nun die möglichen Beweggründe der EKKEHARDINER näher, so fällt zuerst auf, dass der neue Bistumssitz ein Eigengut der EKKEHARDINER gewesen ist, obwohl im Bereich der Zeitzer Diözese auch ebenso geschützte Königsburgen zur Verfügung gestanden hätten, so zum Beispiel Kirchberg. Zudem befanden sich hier beide Kirchen schon seit 976 im Besitz der Zeitzer Bischöfe.
Für die Initiative der EKKEHARDINERspricht auch, dass Hermann und Ekkehard schon einmal - nach 1018, aber vor 1028 - die Abtei Gene zusammen mit der Propstei Naumburg dem Bischof von Merseburg übereignen wollten. Die Merseburger Chronik berichtet, ein gewisser Eike, der Großvater des Milo von Ammensleben, soll die ekkehardinischen Brüder beleidigt und sich dann unter den Schutz des Bischofs Bruno von Merseburg gestellt haben. Die Beleidigten sollen Bruno die beiden Bistümer angeboten haben, damit dieser ihnen Eike ausliefere. Der Bischof lehnte jedoch mit dem Hinweis ab, er wolle seine Ehre nicht opfern, nur um seinen Nachfolgern ein angenehmes Leben zu verschaffen.
Über den weiteren Verlauf der Fehde erfahren wir nichts. Wichtig ist dagegen die abschließende, etwas vorwurfsvolle Bemerkung des Merseburger Chronisten, aus dem Handel sei nicht geworden, und die ekkehardinischen Brüder hätten die beabsichtigten Schenkungen zu höheren Ehren erhoben. Mit dieser Wendung spielte der Chronist sicher auf die Erhebung Naumburgs zur Bischofsstadt an.
Deutlich wird durch diese Episode auf jeden Fall das Bestreben der EKKEHARDINER, mit einem der Bistümer in der Nähe ihrer Stammbesitzungen enge Verbindungen zu knüpfen.
Was hat aber nun die EKKEHARDINERzu einem solchen Wunsch veranlaßt? "Unschwer sind die Gedanken, die die Brüder bewegten, zu erraten". Schlesinger führt sie auf das gewaltsame Ende ihres Vaters zurück: "Ohne Beichte und Absolution war der Markgraf dahingegangen." Deshalb sollen seine Söhne bemüht gewesen sein, alles für sein Seelenheil zu tun. "Wenn sich über den Gebeinen des Vaters eine Bischofskirche erhob, dann konnte die ewige Ruhe seiner Seele vielleicht als gesichert gelten, und dies umso mehr, wenn diese Kathedrale bei der von ihm selbst erbauten Burg, auf seinem der Kirche gestifteten Eigengute errichtet wurde." Schlesinger hält es sogar für möglich, dass Hermann und Ekkehard ihre Kinderlosigkeit als Strafe für fast schuldhafte Verhalten ihres Vaters angesehen haben.
Die Abtei Gene, wo Ekkehard I.zunächst bestattet worden war, kam als Bischofssitz nicht in Betracht, da sie zur Mainzer Diözese gehörte. Und nachdem die Verhandlungen mit Merseburg gescheitert waren, war nur noch Zeitz in der engsten Wahl.
Schon Lepsius sah in der Kinderlosigkeit Hermanns und Ekkehards ein Hauptargument für die Verlegung des Zeitzer Bistumssitzes: "Näher lag es ihnen jetzt, durch Handlungen der Wohltätigkeit und Frömmigkeit sich mit dem Himmel zu befreunden". Die EKKEHARDINER wollten für ihren verstorbenen Vater und für sich selbst ein Zentrum der Memoria schaffen. Da sie selbst keine Kinder hatten, war die weitere Pflege der Memoria ihrer verstorbenen Ahnen und ihre eigenen nicht gesichert. Sie konnte wohl am besten dadurch dauerhaft verankert werden, dass man eine geistliche Gemeinschaft, wie etwa ein Domkapitel, zu dieser Aufgabe verpflichtete. Das drohende Aussterben einer Familie hat im Mittelalter im übrigen nicht selten Anlaß gegeben, die Memoria durch besondere Stiftungen zu sichern.
Sauerländer und Wollasch gehen sogar noch einen Schritt weiter, indem sie darlegen, dass das Motiv des Totengedenkens für die ekkehardinische Familie noch vor der Stiftung selbst stand. Als Beweis führen sie den Bericht des Annalista Saxo an, der aussagt, Markgraf Ekkehard I. sei in seinem Kloster Gene, dort, wo die Unstrut in die Saale mündet, begraben worden ("in sua urbe nomine Gene in parrochia Mogontiensi, in loco ubi Sala et Unstrod conflunt, sepeliri fecit"). "Sed post plures annos inde translatus est er cum multis aliis de eadem progenie in civitatem Nuenburh, non procul a priori loco in descensu fluminis Sale. Quam urbem devotio succedentium heredum cum omni hereditate sua ad servicium. Dei eiusque genetricis et sancti Petri aliorumque sanctorum tradiderunt, carnali posteritate deficiente. Ex quo tempore episcopalis sedes, que fuit in urbe Cicensi, translata est in eandem urbem."
Nach dem Dafürhalten von Sauerländer und Wollasch wurde zuerst die Grabstätte vom ekkehardinischen Eigenkloster Gene nach Naumburg überführt, danach erst die Stadt Naumburg den Patronen des dortigen Domes geschenkt. Erst danach ("ey quo tempore") sei der Bischofssitz von Zeitz nach Naumburg transferiert worden. Am Anfang stand demnach der Wille zum Totengedenken an die Gruppe der Stifterverwandtschaft. Diese hatte ihren ganzen Einfluß ("cum omni hereditate sua und carnali posteritate deficiente") geltend gemacht, um die Verlegung realisieren zu können.
Der Annalista Saxo ebenso wie die Cronica ducum de Brunswick aus dem ausgehenden 13. Jahrhundert überliefern die Bischofskirche in Naumburg als den neuen Ort der ekkehardinischen Familiengrablege. Es handelt sich also um eine zweifache Translation, die den Anfang der Geschichte der Naumburger Bischofskirche begründete: zuerst die Translation der ekkehardinischen Familiengrablege, dann die Translation des Bischofssitzes Zeitz nach Naumburg.
Das liturgische Gedenken an die Naumburger Stifter wurde seit der Translation von Ekkehards-Gräbern aus der Abtei Gene nach Naumburg immer wieder erneuert und wuchs an, bis es zu einer jahrhundertealten Tradition wurde. "Diese ermöglichte den Aufbau eines Gemeinschaftsbewußtseins, in dem sich die jeweils gegenwärtige Naumburger Kirche mit ihren Stiftern zu einer Gemeinschaft zusammenschloß. Solchermaßen vergegenwärtigte die liturgische Memoria die verstorbenen Stifter von Jahr zu Jahr und bezeugt daher ihr Weiterleben über den Tod hinaus." Dafür spricht auch, dass der Bischof und das Domkapitel von Naumburg im Jahr 1249 allen Diözesen die allgemeine bruderschaftliche Aufnahme in die eigene Gemeinschaft unter Berufung auf das Modell der "primi fundatores" versprach. Auch wäre ansonsten nicht zu erklären, auf welchem Weg die "primi fundatores" in die urkundliche Aufzeichnung von 1249 hätten eingehen können. Bei aller Macht und Bedeutung der EKKEHARDINER hätten sie die Verlegung jedoch nicht allein bewirken können. Dies war nur im Zusammengehen mit Kaiser und Papst denkbar. Dass KONRAD II. einige Gründe hatte, dem Wunsch der EKKEHARDINER zu entsprechen, ist schon dargelegt worden. Und über das enge Verhältnis, das die EKKEHARDINER zum Herrscherhaus pflegten, geben ihre vielfachen Interventionen Auskunft. Sie waren im Jahre 1027 die einzigen weltlichen Großen, die bei der Kaiserkrönung KONRADS II. in Rom bezeugt sind. Es ist nicht auszuschließen, dass schon zu diesem Zeitpunkt erst Gespräche über die Verlegung stattgefunden haben.
4.5.4. Die wirtschaftliche Ausstattung des neuen Bistumssitzes
Mit der Verlegung des Bistumssitzes war die Schenkung der EKKEHARDINER in Kraft getreten. Naumburg war nun nicht mehr ihr Eigengut, sondern im Besitz der Kirche. Weitreichende Schenkungen machten auch das Herrscherhaus dem neuen Bistumssitz. Kurz nach der Verlegung im Jahr 1030 stattete KONRAD II. auf Fürbitte der Kaiserin, der Erzbischöfe von Mainz und Magdeburg in Belohnung der treuen Dienste Hermanns für die Kirche Naumburg mit einer Waldschenkung - einen Buchenwald bei Naumburg - aus, das heißt mit Holz zum Heizen und zum Bauen. Dazu verlieh KONRAD das ausschließliche Jagdrecht.
Dieser Stiftung folgte im Jahr 1032 auf Vermittlung derselben Fürsten eine weitere: KONRAD übereignete dem Bischofssitz den königlichen Hof in Balgstädt mit den dazugehörenden Waldungen und den Steinbrüchen auf dem Rödel, der östlichen Fortsetzung des Langen Berges zwischen Wilsdorf und Freyburg. Diese Steinbrüche bargen den als Baumaterial sehr begehrten Schaumkalk, waren also jetzt vom Kaiser dazu bestimmt, das Rohmaterial für den Bau des Doms zu liefern.
Aber die wichtigste Maßnahme für die Vergrößerung des Ortes, die Zunahme der Bevölkerung und die Prosperität der neuen kirchlichen Ansiedlung war die Gründung eines Marktes. Zwar wird in der Nähe des Burgbezirks auch schon vor 1028 eine kleine Siedlung von Handwerkern und Kaufleuten bestanden haben - Naumburg wird schon in der Schenkung des Kaisers aus dem Jahr 1030 "civitas" genannt -, doch wirtschaftlichen Aufschwung brachte dem jungen Bistumssitz zweifellos erst das Privileg Bischof Kadalohs aus dem Jahr 1033, das die Kaufleute aus dem benachbarten Kleinjehna an der Unstrut, dem Stammsitz der EKKEHARDINER, zur Übersiedlung nach Naumburg zu veranlassen suchte und das als eines der ältesten deutschen Privilegien dieser Art gelten kann. In dieser Urkunde werden den Kaufleuten vom Bischof mit kaiserlicher Vollmacht und unter Zustimmung der EKKEHARDINERumzäunte Grundstücke ("septa cum areis") und für diese Zinsfreiheit ("sine censu") und freies Verfügungsrecht ("indeque licentiam faciendi quicquid voluerit habeat") zugesichert und Handelsfreiheit gewährt. Dieses Privileg kam einer Stadtgründung gleich.
Später hat man den Vorgang von 1033 als Gründung eines "forum reale" angesehen, auch wenn es sich nicht um eine Privileg des Königs für den Bischof, sondern des Bischofs für die Kaufleute gehandelt hat. Mit dem Recht aller Kaufleute "unserer" Gegend, von dem Kadaloh spricht, kann nur das sächsische Kaufmannsrecht gemeint sein, wie es in Magdeburg, Bremen, Merseburg, Halberstadt, Quedlinburg und an anderen Orten bestand und im Jahr 1036 in allen vom König anerkannten Marktorten Geltung hatte.
Das Verhältnis der neuen Ansiedler zum Bischof wird treffend durch die Wendung "ritu omnium mercantium liberaliter obsequantur" charakterisiert; sie sollen in Freiheit gehorsam sein. Es ist also an freiwillige Zusammenarbeit gedacht, unter Beachtung der Herschaftsrechte des Bischofs. Der interveniert seinerseits beim König, um für die Kaufleute das "ius gentium" zu erlangen, das nur vom König ausgegeben werden kann. Es handelt sich um die "undique exeundi et redeundi immunitas". Die den Naumburger Kaufleuten zugesagte Zinsfreiheit und freie Veräußerbarkeit der Hausgrundstücke gehörte anscheinend zunächst nicht zu der "lex ac iustitia, quae in omni legitimo solent haberi mercato".
Auffällig ist, dass die auf Eigengut derEKKEHARDINER in Kleinjena angesiedelten Kaufleute nicht ohne ihren Willen nach einem anderen, nur in geringer Entfernung gelegenen ekkehardinischen Eigengut umgesiedelt werden konnten, sondern durch besondere Vergünstigungen dazu bewogen werden mußten; andererseits waren die in Zeitz zu vermutenden Kaufleute offenbar nicht bereit, den Ort zu verlassen.
Im Hinblick auf die wirtschaftliche Lage des neuen Bistumssitzes ist noch einmal die zu 1032 datierte gefälschte Urkunde interessant. Sie bestätigt die Verlegung und das Recht des Naumburger Domkapitels, den Bischof zu wählen. In einem Nebensatz wird eine große Schenkung der Markgrafen Hermann und Ekkehard erwähnt, die ihren Allodialbesitz der Naumburger Kirche geschenkt haben sollen. Dadurch wollte das Naumburger Kapitel die päpstliche Autorität gleichzeitig für seinen damaligen Besitz und Besitzanspruch einspannen. Bei der Abfassung der Urkunde wurde jedoch übersehen, dass im Jahr 1032 das ekkehardinische Erbe noch gar nicht fällig war.
4.6. Godila
Von einigen Forschern wurde die Mutmaßung ausgesprochen, Hermann habe nach dem Tod von Regelindis noch einmal geheiratet. Als Beweis führten sie eine Stelle bei Thietmar an, in welcher der Chronist berichtet, dass Liudgard nach dem Tod ihres Vaters Ekkehard I. zu Werner von Walbeck zurückkehren konnte. Nach der Hochzeit erkrankte dessen Vater Markgraf Liuthar und starb am 25. Januar 1003. Seine Witwe Godila blieb vier Jahre unverheiratet, dann verband sie sich mit ihrem Verwandten Hermann, ohne sich um den Bann, den Bischof Arnulf von Halberstadt gegen sie verhängt hatte, zu kümmern. Zudem täuschte sie auch noch drei andere Bischöfe, bei denen sie im Wort stand und die ihr diese Ehe untersagt hatten.
Godila wurde deshalb vom Halberstädter Bischof exkommuniziert und hatte auch keine Hoffnung mehr, Kinder zu bekommen. So weit der Bericht Thietmars.
Zwar wurde in der Forschung der bei Thietmar genannte Hermann meist mit Hermann von Werl identifiziert, doch glaubten Posse und Stöwesand in ihm den ekkehardinischen Hermann sehen zu können, da bei ihm die Verwandtschaft mit Godila offen sichtbar wäre. Sie war die Schwiegermutter seiner Schwester Liudgard, er der Bruder von Godilas Schwiegertochter. Zusätzlich würde auch Thietmar auf den ekkehardinischen Hermann hinweisen, da er unmittelbar davor die Hochzeit von Liudgard und Werner, dem Sohn Godilas, erwähne. Nach den kirchlichen Statuten damaliger Zeit hätten beide als verwandt gegolten, da sich die Auffassung durchgesetzt hatte, dass durch den Vollzug der Ehe nicht nur die Ehepartner, sondern auch derer beider Sippen bis zum 7. Grad miteinander blutsverwandt werden.
Nimmt man nun an, dass Thietmar den ekkehardinischen Hermann gemeint hat, wäre es verständlich, dass sich das Verhältnis zu seinem ehemaligen Schwiegervater, Boleslaw Chrobry, nicht mehr so eng gestaltet hat, erklärt Posse. Darüber hinaus könnten die unkanonische Ehe und der kirchliche Bann Hermann dazu gebracht haben, die Verlegung des Bistumssitzes von Zeitz nach Naumburg so intensiv zu betreiben. Nach Stöwesand ist in diesem Zusammenhang auch Hermanns Abkehr von seinen weltlichen Amt und der Rückzug in das Naumburger Domkapitel zu sehen.
Diese Überlegungen mögen zwar alle logisch klingen, doch zwei Tatsachen widersprechen einer Eheverbindung zwischen Hermann und Godila. Nach dem Bericht Thietmars hätte die Eheschließung zwischen Hermann und Godila im Jahr 1007 stattfinden müssen. Es ist jedoch anzunehmen, dass Regelindis zu diesem Zeitpunkt noch gelebt hat. Im Naumburger Nekrolog ist zwar ihr Todestag, der 21. März, überliefert, das Todesjahr jedoch nicht. Auffällig ist aber, dass Hermann bis Ostern 1015 von Thietmar häufig als "socer" Boleslaw Chrobrys bezeichnet wird, danach nicht mehr. Einige Forscher nehmen deshalb an, dass sie erst nach 1014 gestorben ist.
Auch das Altersverhältnis von Godila und Hermann spricht gegen eine Heirat. Godila war bei der Geburt ihres Sohnes Werner nach Thietmars Bericht 13 Jahre alt. Werners zukünftige Gemahlin, Liudgard, war das erste Kind von Ekkehard I. und Swanehilde. Wenn man nun annimmt, dass Werner und Liudgard etwa gleichaltrig waren, so muß Godila etwa 10 oder 15 Jahre älter gewesen sein als Hermann, das zweite Kind des meißnischen Markgrafenpaares. Ein für diese Zeit unüblicher Altersunterschied, wenn man die Tatsache in Betracht zieht, dass es sich bei dieser Eheschließung um keine politisch initiierte Verbindung gehandelt haben kann.
Weiter spricht meines Erachtens gegen diese Eheverbindung, dass Godila weder im Naumburger Memorialwesen, noch unter den Stifterfiguren zu finden ist.
4.7. Hermanns Tod
Markgraf Hermann wird in den Quellen das letzte Mal am 24. Oktober 1031 erwähnt, sein Bruder Ekkehard erscheint am 17. Dezember 1032 mit dem Markgrafentitel, während er bis dahin nur als "comes" bezeichnet worden war. Aus diesem Grund wurde der Zeitpunkt von Hermanns Tod in diesen Zeitraum gelegt. Dagegen spricht, dass Bischof Kadaloh im Jahr 1033 mit Zustimmung Hermanns und Ekkehards ein Privileg ausgestellt hat. Die Nennung Hermanns ergibt keinen Sinn, wenn er zu diesem Zeitpunkt schon tot gewesen wäre. Auch melden die Annales Altahenses maiores das Ableben Hermanns zum Jahr 1038. Schmid mutmaßt, dass es sich bei dem zum 1. November im Leidener Martyrolog-Nekrolog eingetragenen "Herimannus marchio" um den Markgrafen Hermann von Meißen handelt. Die Untersuchung von zwei Naumburger Totenbucheinträgen erbringt jedoch ein anderes Ergebnis. In einem Mortuolog ist die Reihe der Wohltäter aufgelistet; Hermann wird hier zwischen "Ditmarus Comes fundator" und "Theodericus Comes fundator" aufgeführt, wobei der Vergleich mit einem anderen Mortuolog-Extrakt zeigt, dass diese Reihe nach den kalendarischen Todestagen angeordnet ist. Demnach müßte Hermann zwischen dem 3. Juli, dem Todestag von Ditmar, und dem 14. Oktober, dem Todestag von Theodericus, verstorben sein. Hinzu kommt, dass die Annales Altahenses maiores Hermanns Tod zwischen dem 20. August, der Erhebung Tiemos in Hildesheim, und dem 15. August, dem Tod Stephans von Ungarn, der sicher erst mit Verspätung bekannt geworden sein wird, erwähnen. Daraus läßt sich meines Erachtens schließen, dass Hermann wohl in den letzten Tagen des Augusts oder in der 1. Hälfte des September im Jahr 1038 gestorben ist. Der 1. November dürfte demnach als sein Todestag ausscheiden [Leider ist es mir nicht möglich, den im Leidener Martyrolog-Nekrolog zum 1. November eingetragenen "marchio" Hermann zu identifizieren.].
Darüber hinaus hat sich herausgestellt, dass sich Ekkehards Nennung als Markgraf im Jahre 1032 nicht auf Meißen, sondern auf die Ostmark bezogen hat. Als Markgraf von Meißen erscheint Ekkehard erst nach 1038. Trotzdem wäre es möglich, dass bei der bisherigen Stellung der beiden Brüder zueinander ein Wechsel noch zu Lebzeiten Hermanns ganz unauffällig vonstatten gegangen ist, da ja Ekkehard II. schon vor der Übernahme der Markgrafschaft in Meißen oft neben seinem Bruder erscheint und über die letzten Jahre Hermanns nichts bekannt ist. Breßlau zog die Möglichkeit einer Erkrankung des Markgrafen Hermann in Betracht.
Interessant ist die Nachricht eines Naumburger Kirchenregisters, in dem ein Hermann als "comes et canonicus" erscheint. Das eröffnet die Möglichkeit, dass Hermann nach seiner letzten Nennung als Markgraf in das Naumburger Domkapitel eingetreten und dort bis zu seinem Tod im Jahr 1038 geblieben ist. Genau so gut wäre es jedoch möglich, dass es sich dabei nur um ein Ehrenkanonikat handelte. Und das wäre nach den Vorgängen der Bistumsverlegung für Hermann als Haupt des ekkehardinischen Hauses immerhin möglich. Nimmt man lediglich ein Ehrenkanonikat an, gibt es jedoch keine Erklärung dafür, was Hermann die letzten Jahre seines Lebens gemacht hat.
Gegen eine Identifizierung dieses "comes et canonicus" mit dem ekkehardinischen Hermann spricht, dass dessen Todestag mit dem 2. April angegeben ist. Dieses Datum erscheint nach den vorher angestellten Überlegungen jedoch nicht als wahrscheinlich für den Todestag des Meißener Markgrafen Hermann.
4.8. Hermanns Interventionen und sein Ansehen
Die Stellung Hermanns zu HEINRICH II. ist durch kaum eine Besonderheit gekennzeichnet. Wir hören von keiner Benachteiligung des Meißener Markgrafen, aber auch von keiner Bevorzugung. Einzig die Erhebung seines Bruders Eilward zum Bischof von Meißen nach Eids Tod im Jahr 1016 könnte hier erwähnt werden, da die Ernennung durch den Kaiser auf Hermanns Veranlassung hin geschah, wie Bischof Thietmar von Merseburg ausdrücklich sagt.
Dass HEINRICH der Familie Ekkehards I. dessen Gegenstellung im Zusammenhang mit der Königserhebung nicht nachtrug, zeigt auch die Stellung Gunthers, der als Kanzler HEINRICHS II. fungierte. Dass HEINRICH II. Hermann vertraute, zeigt dessen Erhebung zunächst zum Markgrafen des Milzenerlandes, später zu dem von Meißen. Der Kaiser wußte auch dessen Familienverbindung zum PIASTEN-Haus zu schätzen und politisch zu nutzen, indem er Hermann des öfteren als Vermittler einsetzte.
Aus der Regierungszeit HEINRICHS II. ist nur eine einzige Intervention Hermanns überliefert. Im Jahr 1019 sind Hermann und sein Bruder Ekkehard in der Nähe des Kaisers in Goslar, wo er, umgeben von einer zahlreichen Versammlung der Großen, die Fastenzeit verbrachte. Hermann intervenierte hier zusammen mit seinem Bruder Ekkehard am 20. März zugunsten des Bischofs Meinwerk von Paderborn.
Unter KONRAD II. tritt in Hermanns Stellung zum Königtum eine Änderung ein. Müssen wir auch eine so ausführlich Chronik entbehren, wie sie Thietmar von Merseburg für die Zeit HEINRICHS II. bis zum Jahr 1018 geboten hat, so steigt jetzt die Anzahl der Interventionen an, war auf ein gutes Verhältnis zum König schließen läßt.
So verbrachte Hermann im Jahr 1024 zusammen mit dem Gefolge des Königs und anderen Großen Sachsens das Weihnachtsfest in Minden. Auch dass Hermann mit seinem Bruder Ekkehardals einzige deutsche weltliche Fürsten bei der Kaiserkrönung KONRAD II. in Rom zu Ostern 1027 nachweisbar sind, hebt ihn aus der Zahl der übrigen deutschen Fürsten heraus. Überliefert ist Hermanns Anwesenheit in Rom, da er hier nach der Kaiserin Gisela, dem Thronfolger HEINRICH III. und Bischof Bruno von Augsburg erneut zusammen mit seinem Bruder für Paderborn intervenierte. Territorial hatten die beiden Brüder weder mit Paderborn noch mit dem geschenkten Hof Erwitte etwas zu tun.
Den Schlüssel zum Verständnis ihrer Intervention bietet der Ausstellungsort Rom, wo sich der Paderborner Bischof Meinwerk anläßlich der Kaiserkrönung KONRADS die Unterstützung möglichst vieler Großer verschaffte, wie er es schon unter HEINRICH II. getan hatte. Dass dafür die anwesenden sächsischen Grafen besonders in Frage kamen, ist verständlich.
Hermann scheint von Anfang der Regierung an KONRAD nahe gestanden zu haben, da er oft in der Nähe des Kaisers zu finden ist und offenbar zu den bevorzugten Ratgebern des Herrschers gehörte. Im Mai 1028 erhielt auf Vermittlung des Markgrafen Hermann in dessen Grafschaft Chutizi ein Getreuer des Kaisers namens Dirsico vier Königshufen in Gautsch zum Geschenk. Hermanns Anwesenheit in Paderborn in diesem Augenblick ist aber nicht durch eine derartige Schenkungsangelegenheit veranlaßt worden, sondern durch den Einfall des Königs Mieszko in die Marken im Frühjahr 1028. Wahrscheinlich fanden hier Gespräche über das zukünftige Verhalten gegenüber dem polnischen Herzogtum statt.
Wenig später - im August 1028 - finden wir Hermann in der Nähe des Kaisers in dessen Pfalz Wallhausen. Bischof Meinwerk von Paderborn erhielt hier eine Bestätigung der Güter und Rechte seines Bistums, und auf Bitten des Markgrafen Hermann sowie dessen Bruder Ekkehard und des Grafen Udo restituierte KONRAD einer gewissen Berethild das ihr widerrechtlich entrissene Gut, das sie an Paderborn gegeben hatte.
Im Nai 1030 belohnte KONRAD den Markgrafen wegen seiner Treue mit einem königlichen Gut in Groitzsch, während auf seine Verwendung dem Kloster Naumburg das Dorf Muschwitz in Hermanns Grafschaft Chutizi zugewendet wurde.
Im November 1030 belohnte KONRAD in Wallhausen die großen Verdienste des Markgrafen Hermann und erteilte auf dessen Bitte dem inzwischen von Zeitz nach Naumburg verlegten Bistum, einer Stiftung der ekkehardinischen Familie, die Erlaubnis, im Buchenwald bei Naumburg Holz zu schlagen.
Und auch im August des folgenden Jahres war Hermann beim Kaiser in Imbshausen, wo dieser auf Bitten Hermanns dem Hochstift Paderborn eine Schenkung ausstellte.
Den Herbst und Winter 1031 verbrachte der Kaiser in Sachsen und Thüringen. Am 24. Oktober war er in Tilleda, wo er auf Bitten Giselas, HEINRICHS sowie der Brüder Hermann und Ekkehard, die sich mit ihren Mannschaften im Heere des Kaisers befunden haben, seinem Getreuen Szwizla, offenbar einem Slawen, zwei Königshufen im Burgward Schköhlen, in Hermanns Grafschaft Chutizi, verlieh. Es ist anzunehmen, dass dies für geleistete Kriegsdienste geschah.
Im Jahr 1032 schenkte der Kaiser auf Vermittlung der Kaiserin, der Erzbischöfe von Mainz und Magdeburg sowie der Brüder Hermann und Ekkehard dem Naumburger Stift den Hof Balgstädt. Und ein Jahr später wird ihre Zustimmung zur Übersiedlung der Kaufleute von Kleinjena nach Naumburg überliefert. Diese Urkunde ist zeitlich die letzte, die den Markgrafen Hermann erwähnt. Wie dargelegt, trat Hermann häufig als Fürsprecher auf, und dies auch mehrfach in Angelegenheiten, die sein Einflußgebiet nicht unmittelbar betrafen, wie die Urkunde für Minden und Paderborn beweisen. Dieser Befund wird noch verstärkt, wenn man beachtet, dass unter KONRAD II. im Vergleich zu seinen Vorgängern die Zahl der gräflichen Intervenienten zurückgegangen ist. Eine alleinige Intervention eines Grafen findet sich überhaupt nicht mehr. Die als Mitintervenienten genannten Grafen sind fast immer die gleichen. Unter ihnen tritt besonders häufig der Markgraf Hermann von Meißen hervor. Er muß also zu den bevorzugten Ratgebern des Königs gehört haben.
Eine ganze Reihe dieser Urkunden läßt auch erkennen, dass zwischen Hermann und KONRAD II. ein gutes persönliches Verhältnis bestanden haben muß, nennt ihn doch der Kaiser des öfteren "fidelis noster marchio" und einmal sogar "inclytus marchio", eine Bezeichnung, die seine Wertschätzung deutlich genug ausdrückt.
Ein hervorragendes Zeugnis für das Einvenehmen zwischen KONRAD II. und Hermann ist auch die Transferierung des Bistums von Zeitz nach Naumburg. Diesem sonst für die Zeit ungewöhnlichen Vorgang muß eine enge Zusammenarbeit als Grundlage vorausgesetzt werden.
Interessant ist, dass Hermann fast immer zusammen mit seinem Bruder auftritt, wobei er als älterer Bruder an erster Stelle genannt wird. Eine ähnliche Praxis ist auch bei den NORTHEIMERN festzustellen. Vermutlich teilten sich die Brüder in irgendeiner Form die Herrschaftsstellung des Vaters, wobei einem der Brüder der Vorrang zufiel. Wie man diese Teilung im einzelnen handhabte, läßt sich nicht genau feststellen. Eine Halbierung ist nirgends mit Sicherheit nachweisbar.

1003
oo Regilindis von Polen, Tochter des Herzogs Boleslaw I. Chobry
x 989-21.3. nach 1014

Literatur:
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Althoff, Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Wilhelm Fink Verlag München 1984 Seite 113,124 - Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 208 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 160,164,166 - Black-Veldtrup, Mechthild: Kaiserin Agnes (1043-1077) Quellenkritische Studien, Böhlau Verlag Köln 1995, Seite 132,138-141,146,151,159,263 - Bresslau, Harry: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Konrad II. 3 Bände Verlag von Duncker & Humblot Leipzig 1879 - Die Salier und das Reich. Gesellschaftlicher und ideengeschichtlicher Wandel im Reich der Salier. (Hg.) Stefan Weinfurter. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1991 Band III Seite 309,318 - Hirsch, Siegfried: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Heinrich II. 1. und 2. Band, Verlag von Duncker & Humblot Berlin 1864 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 367,386, 390-392,425,429-431 - Ludat, Herbert: An Elbe und Oder um das Jahr 1000. Skizzen zur Politik des Ottonenreiches und der slavischen Mächte in Mitteleuropa, Böhlau Verlag Weimar Köln Wien 1995, Seite 19,29,31,79; 124,160,209,221,224,229,231,234, 462,507 - Lüpke, Siegfried: Die Markgrafen der Sächsischen Ostmarken in der Zeit von Gero bis zum Beginn des Investiturstreites (940-1075), Dissertation Halle 1937 - Patze, Hans: Die Entstehung der Landesherrschaft Thüringen, Böhlau Verlag Köln/Graz 1962 Seite 109 - Rupp, Gabriele: Die Ekkehardiner, Markgrafen von Meißen, und ihre Beziehungen zum Reich und zu den Piasten, Peter Lang GmbH Frankfurt am Main 1996 Seite 107-141 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 - Thietmar von Merseburg: Chronik. Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe, Seite 174,200,202,278,280,300-304, 338,362,376,380,382,412,424,440,462,464 - Weinfurter, Stefan: Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten, Verlag Friedrich Puset Regensburg 1999, Seite 116,211, 217,219 -

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  • Il est impossible d'introduire des caractères autres que ceux de l'alphabet (ni signes diacritiques tels que ö ou é).

Les sources

  1. http://vandermerwede.net/
    http://vandermerwede.net/
    / n/a


Même jour de naissance/décès

Source: Wikipedia


Sur le nom de famille Meißen

  • Afficher les informations que Genealogie Online a concernant le patronyme Meißen.
  • Afficher des informations sur Meißen sur le site Archives Ouvertes.
  • Trouvez dans le registre Wie (onder)zoekt wie? qui recherche le nom de famille Meißen.

Lors de la copie des données de cet arbre généalogique, veuillez inclure une référence à l'origine:
Richard Remmé, "Genealogy Richard Remmé, The Hague, Netherlands", base de données, Généalogie Online (https://www.genealogieonline.nl/genealogie-richard-remme/I41521.php : consultée 27 mai 2024), "Hermann I von Meißen Markgraf von Meißen (± 980-1038)".