Ereignis (Ordensprofeß) am 1. Oktober 1899 in Duderstadt : 1. Profeß.
1. Profeß
Aus: Annale des Ursulinenklosters 1929-1932 (Konvents-Archiv Duderstadt Nr. 18, S. 11-14)
8. Sept. 29
Noch ist unsere Trauer um Mater Ursula und Mater Bonifatia nicht erloschen und schon hat der Herrgott wiederum eine liebe Mitschwester von uns genommen:
Mater M. Bernwarde Freckmann.
An einem Samstag erblickte sie einst als Marienkind das Licht der Welt, am Feste der Unbefleckten Empfängnis trat sie in den Orden, auf Mariae Verkündigung wurde sie eingekleidet, am Rosenkranzfest legte sie die hl. Gelübde ab; an dem irdischen Geburtstag der Himmelskönigin feiert sie nun ihren Geburtstag für das ewige Leben.
In ihrem Ordensleben wirkte Mater Bernwarde zuerst als Lehrerin an unserer Schule hier in Duderstadt. Dann half sie mehrere Jahre den Ursulinen in Köln an ihrer Anstalt. Nach der Neugründung unseres Klosters in Hildesheim war sie am dortigen Marienlyzeum tätig.
1914 wurde sie zur Schaffnerin des Mutterhauses gewählt und kehrte freudig nach dort zurück. Aber es begannen die bösen Kriegsjahre, eine für eine Klosterprokuratorin besonders schwere Zeit. Doch mit Geschick und unverwüstlichem Humor wußte sie den Schwierigkeiten zu begegnen. Leicht ist es ihr nicht immer gewesen, und viele sorgenvolle Nächte hat es gekostet, die notwendige Nahrung für Konvent und Pensionat zu schaffen.
In diese schweren Jahre fallen die Anfänge des innern Leidens, das für M. Bernwarde Todesursache werden sollte. Als das Ende ihrer Amtszeit da war und sie 1920 den unruhvollen Marthadienst einer Schaffnerin mit dem stillen Marienamt der Novizenmeisterin vertauschen sollte, schreckte sie anfangs vor der schweren Verantwortung zurück, betrachtete dann aber ihr neues Amt als ein Gnadengeschenk Gottes für ihre eigene Seele und übte es aus, soweit ihre Kräfte reichten. Ihre Krankheit machte schnelle Fortschritte. Sie mußte sich einer schweren Gallensteinoperation unterziehen. Doch das Leiden verschlimmerte sich mehr und mehr. Sie vertauschte deshalb 1923 das Amt der Novizenmeisterin mit dem leichteren einer Leiterin des Haushalts I. Groß war die Schar der jungen lebensfrischen Mädchen, die sie zu betreuen hatte. Tüchtig lernen und arbeiten mußten alle, aber fröhlich und munter ging es her. Es war eine glückliche Zeit für Lehrerin und Schülerinnen. Aber ihr leidender Zustand setzte 1926 auch dieser Tätigkeit ein Ende. Das war der Beginn eines vierjährigen, teilweise geradezu qualvollen Siechtums. Nur zeitweilig trat eine kurze Besserung ein, so daß sie sich leicht beschäftigen konnte. Dann hütete sie 14 Monate fast ständig das Bett, doch immer hatte sie die Hoffnung, daß eine nochmalige Operation ihr Heilung bringen könnte. Ihr Wunsch wurde am 4. September in Göttingen erfüllt. Die Operation verlief gut. Aber nach drei Tagen, am ersten Samstag des Monats, trat eine Bronchitis hinzu, und das Herz versagte vollständig: es war keine Hoffnung mehr. Nochmals wurde M. Bernwarde mit allen Tröstungen der hl. Kirche versehen. Mater Thekla, unsere Krankenpflegerin, welche die Kranke nach Göttingen begleitet hatte, rief Würdige Mutter telephonisch an das Sterbelager. Würdige Mutter fand sie bei klarem Bewußtsein und völlig ergeben in den Willen Gottes. Sie litt große Schmerzen, aber sie blieb geduldig und opferte alles auf zur Rettung der Seelen. In der Morgenfrühe des Sonntags schwand das Bewußtsein. Gegen 9 ¼ Uhr, als die Glocken zum festlichen Hochamt riefen, entfloh Mater Bernwardes Seele fast unmerklich. Nur der aussetzende Atem und die Verfärbung des Gesichts verrieten den seligen Heimgang. Sie starb im 55. Lebensjahre und im 33. Jahre ihres Ordenslebens. Wir hoffen, daß die liebe Gottesmutter im Hinblick auf die vielen geduldig ertragenen Schmerzen ihr noch Zutritt zu ihrer Geburtstagsfeier im Himmel erwirkt hat. Ihre sterbliche Hülle wird neben dem Grabe von M. Bonifatia bestattet werden. R.i.p.